Der „Tatort“ aus Leipzig mit Simone Thomalla und Martin Wuttke offenbart ein fatales Selbstbild von Frauen in den besten Jahren. Das hat unheilvolle Folgen. Aber sorgt es auch für Spannung?
Stuttgart – Eine Frau wird ermordet aufgefunden, und zunächst geraten nur Männer in Verdacht. Ein Fehler, wie sich am Ende des Leipziger „Tatorts“ herausstellt. Denn sie sind das heimliche Metathema der Folge „Frühstück für immer“, diese Frauen in ihren sprichwörtlich besten Jahren, die sich selbst aber vom Niedergang begriffen sehen.
In die radikalsten Worte fasst das die Tochter des Opfers Caro Marschner (Helen Woigk), wenn sie der Kommissarin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) erklärt: Ab Fünfzig fange man als Frau an zu verfaulen, „ganz langsam, weil alles sich abbaut“. „Dann modert man von innen heraus“, doziert die Zwanzigjährige ungerührt und wärmt das vorgekochte Tiefkühlessen ihrer toten Mutter auf. Ähnliches hören sich die Ermittler von der besten Freundin des Opfern an, die mit panisch geweiteten Augen darüber spricht, wie Frauen ab einem gewissen Alter aus dem Blickfeld der Männer „einfach verschwinden“.
Wohin dieses fatale Selbstbild führt, zeigt der Krimi deutlich: Es treibt die Frauen in die Arme zynischer Schönheitschirurgen, es nimmt ihnen die Kraft, ihre chronisch untreuen Ehemänner zu verlassen. Es befähigt sie gar zum Mord.
Stärker wäre dieser eher solide „Tatort“ gewesen, hätten die Ermittler den Beschuss ihrer eigenen Altersklasse zumindest minimal reflektiert. Stattdessen zieht Saalfeld ihre übliche Schnute und schweigt, als sei sie selbst noch zwanzig. Für die Ü-Vierzig-Party, versichert sie, sei sie noch zu jung.
Aber schließlich hat Saalfeld ja auch den Kollegen Keppler (Martin Wuttke) an der Seite. Und der zitiert gerne Maxim Gorki: „Was schön ist bleibt schön, auch wenn es welkt. Und unsere Liebe bleibt Liebe, auch wenn wir sterben.“ So lässt es sich würdevoll altern, als „Tatort“-Kommissarin.