Der Münchner Tatort am Sonntag will ein bisschen Sozialdrama sein. Den Mörder suchen die Kommissare im Armenmilieu. Vergeblich?

Digital Desk: Anja Treiber (atr)

 Am Sonntag sollen es sonnige 21 Grad werden, sagen die Wetterexperten. Da werden sich auch eingefleischte Tatort-Fans die Frage stellen: Krimispannung zu Hause auf der Couch oder doch lieber das kühle Erfrischungsgetränk im lauschigen Biergarten? Hier ein kleiner Vorgeschmack zur Entscheidungshilfe:

 

Der Mordfall spielt in München und beginnt verstörend: Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) stehen vor einer panischen Frau, die sich krümmt und verzweifelt nach ihrer Tochter schreit. Sie hat Blut an den Händen, das sie sich über das ganze Gesicht schmiert. Gruselig.

Szenenwechsel: Der passionierte Jäger Gerd Zach wird ermordet. Erschossen mit seinem eigenen Gewehr an einer Münchner Tankstelle. War das die Rache eines Arbeitslosen, den er vor Jahren entlassen hat? Oder doch Eifersucht? Gar ein Mordkomplott? Ein Mädchen hat alles beobachtet. Eigentlich sollte die 13-jährige Nessi (Laura Baade) nur eine Flasche Schnaps für ihre arbeitslose, alkoholkranke und depressive Mutter kaufen. Über den Mord schweigt sie eisern. Sie kennt Opfer und Täter und hat Todesangst.

Der Tatort will ein bisschen Sozialdrama sein

Der Tatort „Jagdzeit“ erzählt eigentlich die traurige Geschichte von Nessi. Das 13-jährige Mädchen lebt in einer ärmlichen Wohnung in einem ärmlichen Stadtviertel. Wie in einer Diaschau werden dem Zuschauer Flaschensammler, Obdachlose, Junkies oder pöbelnde Jugendgangs vor Augen geführt. Aber Nessi lässt sich nicht unterkriegen. Rührend kümmert sie sich um ihre kranke Mutter, arbeitet illegal in der Altenpflege, um noch ein paar Euro für sie und ihre Mutter zusammenzukratzen.

Dieser Tatort will wieder ein bisschen Sozialdrama sein, bleibt dabei aber an der Oberfläche: Hartz IV = Alkohol und Zigaretten kombiniert mit Depression auf einer Couch vor laufendem Fernseher in dunkler Wohnung.

Also vielleicht doch lieber der Biergarten?

Schönstes Krimizitat: „Du hast ihr auf die Hände geschaut?“, kommentiert Batic einen Geistesblitz von Leitmayr kühl (Die Frau trug ein beeindruckendes Dekolletee.)

Schlimmster modischer Fehlgriff: Lasziv lehnt die spätere Witwe von Gerd Zach in rosa Negligé mit verführerischem Blumenmuster und passendem Morgenmantel im Türrahmen. Geht gar nicht!

Heimliche Stilikone: Kommissar Leitmayr. Ein Foto aus jüngeren Jahren zeigt den heutigen Graukopf mit dunkelbraunem Locken-Afro und Schnauzer. Super!

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Ungefähr eine halbe Stunde vor Schluss ist es glasklar. Verdächtige gab es viele: Ein grantiger Arbeitsloser, die alkoholkranke Mutter oder doch das junge Mädchen?

Tatort „Jagdzeit“: Sonntag, 10. April um 20.15 Uhr im Ersten und in der Mediathek.