Das Münsteraner Tatort-Duo Boerne / Thiel findet nach dem Jubiläums-Desaster wieder zu alter Form zurück. Unterstützt werden sie vom Schlagerbarden Roland Kaiser, der in der neuesten Episode sein Schauspieldebüt gibt. Ja, dieser Tatort lohnt sich, urteilt Nora Stöhr.

Stuttgart - Mit allerlei Krabbelzeug und unterschiedlichsten Musikstilen haben es Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) im neuen Münsteraner Tatort mit dem bezeichnenden Titel „Summ, Summ, Summ“ (Sonntag, 24. März, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek) zu tun – und finden nach dem Jubiläums-Desaster glücklicherweise wieder zu alter Form zurück.

 

In einem Müllcontainer vor einem Großmarkt wird eine tote Frau gefunden, die zunächst nicht identifiziert werden kann. Einzig eine Tätowierung in Form einer blauen Tulpe, die das Fußgelenk der Toten ziert, könnte Hinweise auf deren Identität liefern. Außerdem wurde in der Jackentasche der Frau eine VIP-Karte für ein Konzert des Schlagerstars Roman König gefunden.

Roman König erinnert stark an einen bekannten Schlagerbarden

Doch König, der für ein Konzert gerade in der Stadt ist, will das Opfer nicht gekannt haben. Auch seine Managerin Ina Armbaum (Ulrike Krumbiegel) streitet ab, die Frau jemals gesehen zu haben. Ob das stimmt? Schließlich hat die bissige Managerin den vielfach angehimmelten Schlagerstar stets im Blick und versucht, ihm Stalkerinnen wie Christiane Stagge (Fritzi Haberlandt) vom Leib zu halten.

Boerne und Thiel haben neben der Lösung des Falls noch ein ganz anderes Problem: In ihren nebeneinander liegenden Wohnungen treiben zwei hochgiftige Bananenspinnen ihr Unwesen. Und so muss Thiel zu seinem „Vaddern“ ziehen, der neuerdings Bienen züchtet. Boerne hingegeben mietet sich standesgemäß in ein Luxushotel ein, wo er auf Schlagerstar König trifft. Die Liebe zur Wagner’schen Musik, die beide teilen, lässt Boerne und König eine Männerfreundschaft schließen.

Reichlich Lacher und die schönste Krimifloskel

Roman König erinnert nicht nur vom Namen her stark an einen bekannten deutschen Schlagerbarden, sondern sieht ihm auch frappierend ähnlich – kein Wunder, schließlich wird Roman König von Roland Kaiser höchstpersönlich gemimt. In der Tatort-Episode gibt der Wahl-Münsteraner sein Schauspieldebüt und schlägt sich erstaunlich gut auf der Leinwand. Nichtsdestotrotz will man ihm den frauenumschwärmten Musikstar, der frei nach dem Motto „Jede Woche eine neue Stadt, in jeder Stadt eine andere Frau“ lebt, nicht so recht abnehmen.

Auch in der elften Münsteraner Ausgabe der ARD-Krimireihe kommen die Frotzeleien zwischen den zwei gegensätzlichen Protagonisten – Boerne, der Snob trifft Thiel, den Proll – nicht zu kurz. Und so sorgen vor allem die arrogant-herablassenden Äußerungen des Rechtsmediziners wieder einmal für ordentlich Lacher. Aber Thiel steht Boerne wie gewohnt sprüchemäßig in nichts nach.

Nachdem der Jubiläumsfall zum Zehnjährigen, geschrieben von Wolfgang Stauch, viel zu klamaukig daherkam, ist man schon froh, dass dieses Mal wieder Stefan Cantz und Jan Hinter, die die Figuren Boerne und Thiel auch einst erschaffen haben, zur Feder gegriffen haben – und den Münsteraner Protagonisten dadurch wieder zu altem Glanz verhelfen.

Schönste Krimifloskel: „Ja, was, die Frau ist tot – wird sich ja noch einen Augenblick gedulden können“, sagt Boerne zu Thiel am Handy, als dieser ihn zum Tatort ruft.

Heimliche Stilikone: Definitiv Thiels „Vaddern“ im Imkeranzug – der dazu noch Haschisch in der Imkerpfeife raucht.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: In Minute 68 dämmert es einem so langsam. Zwar wird in den verbleibenden 20 Minuten immer wieder versucht, falsche Fährten zu legen. Doch der versierte Tatort-Zuschauer lässt sich davon nicht beirren.