Der Tatort „Happy Birthday, Sarah“ stellt Stuttgart als schrecklichen Ort dar: Die Bourgeoisie trifft sich im Fernsehturm, die Prolos bleiben im Hallschlag und nur beim Geld findet man zusammen. Immerhin wird auch ein schöner Blick auf die Stadt gezeigt.

Stuttgart - Beim Stuttgart-„Tatort“ achten einheimische Zuschauer darauf, wo gedreht wird und wie die Krimifilmer die Stadt zeigen. Im Falle von „Happy Birthday, Sarah“ muss man sagen: Stuttgart ist ein schrecklicher Ort – nicht nur weil das Licht fahl ist; der Film wurde im kalten Winter 2012/13 gedreht. Vielmehr wird da eine gespaltene Stadtgesellschaft präsentiert: Die Prolos bleiben im Hallschlag; das Geldbürgertum trifft sich in der Halbhöhe oder im Fernsehturm. Der hatte beim Dreh noch geöffnet; die Szene nachträglich herauszuschneiden, wäre nicht nur wegen des umwerfenden Blicks auf die Lichter der Stadt schade gewesen.

 

An einem Punkt finden Kleinkriminelle und Großkopferte doch zusammen: wenn es ums Geld geht. Frank Schöllhammer, der viel davon besitzt, spielt den blasierten Halbhöhen-Bonvivant, an dem vor allem seine Fähigkeit zur Reflexion erstaunt: Er gehöre halt zur Erbengeneration, erklärt er Kommissar Lannert. Während Richy Müller diesen Part gewohnt souverän spielt, muss dessen Partner Bootz nach der Trennung von seiner Frau Job und Kinder unter einen Hut bringen. Männer in dieser Lebenslage sieht man im Fernsehen nicht oft; Felix Klare spielt die Rolle glaubwürdig.

Vor allem sticht Ruby O. Fee als Sarah Baumbach heraus. Das clevere Mädchen aus dem schwierigen Umfeld vermittelt die Hoffnung, dass für Menschen aus Problemvierteln wie dem Hallschlag doch nicht alles zu spät ist. Sarah ist am Ende so klug, nicht zu schießen; der Regisseur Oliver Kienle, der in Ludwigsburg studiert hat, führt den Spannungsbogen handwerklich perfekt auf diese Klimax hin. Den Stuttgarter Zuschauern bleibt letztlich der Trost, dass der Ausblick von der Jugendherberge in der Haußmannstraße fast so schön ist wie der vom Fernsehturm.