Der „Tatort“ aus Stuttgart ist keine übliche Polizei-gegen-Gangster-Geschichte. Es geht um viel mehr – und ein alter Bekannter taucht wieder auf.

Stuttgart - Peng. So schnell kann’s gehen. Schon nach wenigen Sekunden fällt der erste Schuss von vielen, die noch folgen werden. Beim Überfall auf einen Gefangenentransport wird der Häftling Volker Zahn (Detlef Bothe) befreit und ein Polizist getötet. Wer bei rasanteren Einstiegen in den „Tatort“ dazu neigt, seine eben noch zurecht geschüttelten Chips zu verschlucken – Obacht, am Sonntag geht’s gleich nach der „Tagesschau“ rund!

 

Thorsten Lannert (Richy Müller), Sebastian Bootz (Felix Klare) und Emilia Alvarez (Carolina Vera) knabbern in dem SWR-Tatort „Spiel auf Zeit“ “ (Sonntag 26. Mai, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek) noch an der Frage, was das alles zu bedeuten hat, da meldet sich schon ein alter Bekannter aus der Haft in Stammheim, der Hinweise über Volker Zahns Pläne liefern könnte: Viktor de Man (Filip Peeters). Ausgerechnet der Mann, mit dem Lannert in seiner Zeit als Undercover-Polizist eng zusammenarbeitete, der sich von ihm verraten glaubte und den er später wegen Waffenschieberei hinter Gitter brachte.

Während das Wiedersehen mit dem schmierigen de Man bei Lannert traurige Bilder seiner Vergangenheit hervorruft, den Tod seiner Frau und seiner Tochter, stellt sich für Bootz die Zukunft auf den Kopf.

Eine verstörende Wendung

Was sich im „Spiel auf Zeit“ nach und nach entspinnt, ist mehr als die übliche Polizei-gegen-Gangster-Geschichte. Können Lannert und Bootz de Man wirklich trauen? Können sie aufgrund ihrer Schicksalschläge überhaupt noch jemandem vertrauen? Schließlich muss der Schurke, um bei dem Fall helfen zu können, zeitweilig entlassen werden. De Man gibt Lannert zwar sein Wort, beim Freigang nicht abzuhauen – aber ist er wirklich der Gute im Spiel? Oder vielleicht doch der Böse? Das wiederum ist aber nur eine der wenigen Fragen, die das Ganze bis zum Ende spannend macht. Und nebenbei geht es ja zum Schluss auch noch darum, den großen Coup der Bande um Zahn zu verhindern . . 

Schönste Krimi-Floskel: „Ich versuch’s jetzt nochmal mit Logik“, sagt Lannert zu Bootz kurz vor dem Showdown.

Heimliche Stilikone: Viktor de Man im Anzug. In den Knastklamotten sah er schon diabolisch aus… im Anzug ist er der Teufel höchstpersönlich.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Gibt’s nicht, weil nicht im klassischen Sinn ein Fall gelöst wird, sondern ein Coup verhindert werden soll.