Ein toter Ökoaktivist, ein Unternehmer mit pikanter Verbindung zum Stuttgarter Ermittlerteam – und Kommissare, die lange nur in eine Richtung laufen. Der Tatort „Tote Erde“ kitzelt nicht immer die Nerven, versöhnt am Ende aber mit einem überraschenden Ausgang.

Digital Desk: Anja Treiber (atr)

Stuttgart - Junge, idealistische Umweltaktivisten, ein Stuttgarter Geschäftemacher mit Saubermann-Image aber Dreck am Stecken, eine zwielichtige Firma aus Osteuropa plus die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) – und vollständig ist das Figurenkabinett für solide Krimiunterhaltung. Der neue Stuttgarter Tatort „Tote Erde“ (Sonntag, 21. Oktober 2012, um 20.15 Uhr in der ARD und der Mediathek) kitzelt nicht immer die Nerven, versöhnt am Ende aber mit einem überraschenden Ausgang.

 

In Bad Cannstatt wird der Politikstudent Lukas Baumann tot aufgefunden. Zunächst sieht alles nach einem Kletterunfall aus – bis die Ergebnisse der Rechtsmediziner in eine andere Richtung deuten: Lukas wurde mit einem Luftgewehr angeschossen und so absichtlich aus dem Gleichgewicht gebracht. Außerdem litt er an einer schweren Quecksilbervergiftung.

Das lenkt die Aufmerksamkeit der Ermittler auf Lukas’ Hobby. Der Student war Mitglied bei den „Eco Pirates“, einer Gruppe, die Umweltsünder öffentlich an den Pranger stellt. Und nach Aussagen seiner Freundin Melli Brandt (Paula Kalenberg) war er kurz vor seinem Tod an einem ganz großen Umweltskandal dran. Mehr wisse sie allerdings nicht. Schon bald stoßen Lannert und Bootz auf einen Stuttgarter Unternehmer, der als nächster am Öko-Pranger der „Eco Pirates“ hätte stehen sollen. Er hätte also ein Motiv.

Die neue Staatsanwältin schwäbelt sich ins Unglück

Und an dieser Stelle kommt das Privatleben der neuen Staatsanwältin Henrike Habermas ins Spiel. Sie wird gespielt von Natalia Wörner, die Carolina Vera in ihrer Rolle als Staatsanwältin Emilia Álvarez ersetzt, weil die kurz vor den Dreharbeiten krank geworden ist (aber beim nächsten Tatort wieder mitspielt). Die Neue spielt nicht nur eine Schlüsselrolle in der Geschichte, sondern brennt sich auch deshalb in das Gedächtnis des Zuschauers, weil sie breit schwäbelt – und das ist schließlich selten bis gewöhnungsbedürftig.

Kurz vor Schluss nimmt der Tatort dann noch einmal ein bisschen Fahrt auf. Überraschende Wendungen bei den Ermittlungen würzen den Plott. Wem das dennoch alles bekannt vorkommt – und wer an dieser Stelle den Mörder schon benennen kann, der hat den neuen Stuttgarter Tatort vermutlich bereits im Mai auf dem Schlossplatz gesehen. Dort wurde er beim SWR-Sommerfestival vorab gezeigt.

Schönste Krimifloskel: „Da wollte uns jemand glauben machen, dass das ein Unfall war“, sagt Kommissar Thorsten Lannert am Tatort.

Heimliche Stilikone: Lange, schwarze Haare, ein Schnauzbart, kariertes Baumfäller-Hemd, blauer Arbeitskittel – fertig ist der perfekte türkisch-schwäbische Hausmeister.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Die Spuren führen die beiden Ermittler lange in eine Richtung – erst kurz vor Schluss stoßen sie auf eine interessante Verbindung.