Das österreichische Tatort-Duo Moritz Eisner und Bibi Fellner ermittelt dieses Mal „Zwischen den Fronten“. Es geht um Fremdenhass, Netz-Aktivisten und staatliche Überwachung, und auch der Wiener Slang kommt nicht zu kurz.
Stuttgart - Im neuen österreichischen Tatort „Zwischen den Fronten“ (Sonntag, 17. Februar, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek) haben es Chefinspektor Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und seine Assistentin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) gleich mit mehreren brisanten Themen zu tun: Es geht um einen vermeintlich religiös motivierten Anschlag, Fremdenhass, aufwieglerische Netz-Aktivisten und staatliche Überwachung.
Es herrscht höchste Alarmstufe in Wien: Im Palais Liechtenstein findet die internationale Konferenz der Vereinten Nationen (UN) statt. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen kann ein Attentat auf den amerikanischen Konferenzleiter Marcus Sherman (Peter Gilbert Cotton) nicht verhindert werden. Direkt neben ihm explodiert das Auto von Kásim Bagdadi (Samy Hassan), einem Österreicher irakischer Abstammung. Bagdadi, der als Gründer der Internet-Community „Comet“ eine Rede auf der UN-Konferenz halten sollte, kommt dabei ums Leben, Sherman überlebt unverletzt.
Alles sieht zuerst nach einem Selbstmordanschlag mit islamistischem Hintergrund aus. Doch Eisners Tochter Claudia, die wie Bagdadi bei „Comet“ aktiv ist, hat Zweifel daran: „Nur weil man ein Moslem ist, ist man noch lange kein Terrorist.“ Eisner jedoch bleibt zunächst skeptisch.
Es wird viel geflucht
Auch der „Islamhasser“ Martin Ledic (Vedran Kos) macht sich verdächtig, ebenso wie Marcus Shermans Sohn Bob (Seumas Sargent). Letzterer war nicht begeistert, dass seine Schwester Mary (Geneviève Boehmer) einst sowohl mit Ledic als auch mit Bagdadi verbandelt war. Und dann mischt sich auch noch das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BTV) in den Fall ein.
Weil man es dieses Mal gleich mit drei Amerikanern, nämlich der ganzen Diplomaten-Familie Sherman zu tun hat und es sich auch ganz wunderbar auf Englisch fluchen lässt, legt Drehbuchautorin Verena Kurth den Protagonisten viele böse Worte in den Mund. Dagegen wirken Bezeichnungen wie „Halb-Affen“ und „blödes Schwein“, die dem BVT-Leiter Fred Michalski (Alfred Dorfer) entweichen, fast schon harmlos.
Verworrene Geschichte, aber gutes Ende
Auch die schon vor der Affäre Brüderle nicht immer so unkomplizierte Beziehung zwischen Männern und Frauen wird thematisiert. Chefinspektor Moritz Eisner kommt mit dem „Kasernenhofton“ der ihm vorgesetzten BTV-Chefin Major Melanie Warig (Susanne Wuest) nicht klar. Und Bibi Fellner wird vom KfZ-Mechaniker klischeehaft mit den Worten „Gott zum Gruße, Prinzessin“ begrüßt.
Abgesehen davon, dass auch dieser Tatort nicht auf die obligatorischen Verbandelungen der Ermittler mit Tätern und Opfern verzichten kann, fällt das Fazit ganz gut aus: Die Geschichte ist zwar etwas verworren und es spielen zu viele Akteure eine Rolle – wer zwischendurch geistig abschaltet, verliert den Überblick. Das Ende ist dann aber überraschend gut.
Schönste Krimifloskel: „Du, solang’ i den ned am Tisch liegen g’hobt hob’…solang’ sag’ i überhaupt nix“, so Gerichtsmediziner Gerhard Braun gegenüber Eisner beim Leichenfund.
Heimliche Stilikone: Bibis Stiefeletten in Schlangenlederoptik, die sie im Auto anzieht, um ihren alten Bekannten Oberst Moslechner zu bezirzen.
Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Zwar merkt der geübte Tatort-Zuschauer relativ früh, dass mit gewissen Personen etwas faul ist – die verworrenen Verhältnisse und Hintergründe werden jedoch erst in Minute 73 geklärt.