Totschweigen, schönreden, aufarbeiten: Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie eine Gesellschaft mit den Schatten der Vergangenheit umgehen kann. Diesem Spannungsfeld widmet sich Regisseur Sascha Bigler im neuen Wiener Tatort „Unvergessen“.

Stuttgart - Totschweigen, schönreden, aufarbeiten: es gibt mehrere Möglichkeiten, wie eine Gesellschaft mit den Schatten der Vergangenheit umgehen kann – jede bringt aber auch Schmerz mit sich. Holt man das Geschehene ans Tageslicht, leiden die Nachfahren der Täter unter deren Verbrechen. Wird es aber unter den Teppich gekehrt, können die seelischen Wunden der Opfer nicht heilen. Diesem Spannungsfeld widmet sich der Regisseur Sascha Bigler im neuen Wiener Tatort „Unvergessen“.

 

Darin versucht der Gastwirt Franz Wiegele (Juergen Maurer) mit aller Macht, die Mittäterschaft seines Vaters bei einem Nazimassaker zu vertuschen, um den Frieden in seinem Alpenidyll in Kärnten zu wahren. „Wir sollten diese alten Geschichten ruhen lassen, das wäre besser für uns alle“, sagt er zu der Journalistin Maja Jancic-Herzog (Bojana Golenac), die eine Dokumentation über die Morde dreht und damit für Wiegele zur Hassfigur wird. „Die Wahrheit könnte die Wirklichkeit zerstören“, fasst der Chefinspektor Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) die brenzlige Lage treffend zusammen. Er ist extra aus Wien angereist, um seine alte Liebe Maja zu unterstützen, wird dabei aber in den Kopf geschossen. Danach leidet er zwar unter Gedächtnisschwund und – nebenbei bemerkt ziemlich hübsch inszenierten – Aussetzern. Trotzdem kann er endlos durch die Gegend laufen, sich umschubsen lassen und Verdächtige anschreien. Respekt.

Die thematische 180-Grad-Wendung am Schluss hätte sich Sascha Bigler aber besser gespart – „Unvergessen“ hätte auch gut auf dem Nazihandlungsstrang auslaufen können. Mit dem Ehemann des Opfers quasi in letzter Minute ein neues Thema – medizinische Versuche an Alzheimer-Patienten – einzuführen, wirkt dann doch ziemlich bemüht.