In Zügen und auf Bahnhöfen im Großraum Stuttgart geht es immer gewalttätiger zu. Besonders bei Angriffen auf Bahn-Mitarbeiter explodiert die Zahl der polizeilich registrierten Zwischenfälle – mit einem Plus von 81 Prozent.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Ein 26-Jähriger schlägt in einer S-Bahn in Bad Cannstatt einen Kontrolleur, ein 41-Jähriger greift am Hauptbahnhof eine Polizeistreife mit einem Schraubenzieher an, ein 29-Jähriger geht auf einen Reisenden und dann auf Beamte in Zivil los, ein rabiates Duo raubt in einem Regionalzug in Wendlingen einem Zugbegleiter den Dienstgeldbeutel: In Zügen und auf Bahnhöfen im Großraum Stuttgart geht es immer gewalttätiger zu. Besonders Bahn-Mitarbeiter werden immer häufiger zu Opfern.

 

Die jüngsten Zahlen der Bundespolizeiinspektion Stuttgart, die unserer Zeitung vorliegen, sind ein Warnsignal: Binnen eines Halbjahres stieg die Zahl der Angriffe auf Bahn-Mitarbeiter im Bereich Württemberg von 27 auf 49 – ein Plus von knapp 82 Prozent. Die Vorjahreszahl von 57 Übergriffen dürfte damit inzwischen längst übertroffen sein. „Ein Brennpunkt ist nicht erkennbar“, sagt Meriam Causev von der Bundespolizei. „Die Fälle sind im gesamten Inspektionsbereich verteilt.“ Die Sprecherin stellt fest, dass allgemein Körperverletzungsdelikte im Bahnbereich zunehmen. „Die sind 2016 um etwa zehn Prozent gestiegen“, so Causev.

Mit Spray und Schutzhunden

Ein Trend, der auch die Bahn AG alarmiert – deshalb will die Zentrale in Berlin aufrüsten. „Wir lassen uns von durchgeknallten Menschen nicht länger auf dem Kopf herumtanzen“, erklärte dazu Bahn-Sicherheitschef Hans-Hilmar Rischke in der Bundeshauptstadt. Nachdem Angriffe auf Mitarbeiter laut Bahn bundesweit um 28 Prozent zugenommen haben, soll die Zahl der bahneigenen Sicherheitsleute um 500 auf 4200 erhöht werden. Geplant sind laut Rischke außerdem Pfefferspray und Alarmgeräte für die Zugbegleiter sowie die Anschaffung von Schutzhunden für die Sicherheitskräfte.

Mit Reizgas haben sich Bahn-Mitarbeiter in Stuttgart indes schon längst selbst ausgestattet. Das musste ein 24-Jähriger spüren, der die Aufsicht am S-Bahn-Halt Stadtmitte attackiert hatte. Pfefferspray setzte den Angreifer schachmatt.