Mehr als die Hälfte der Saison wird auf den Tribünen in den Fußballstadien gefroren. Das muss nicht sein, meint StZ-Redakteur Heiko Hinrichsen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Am Skihang in Albstadt-Ebingen freut man sich am Sonntag bei leichtem Nebel über beste Pistenbedingungen und den Lifttag Nummer 36 einer durchaus zufriedenstellenden Saison. Auf dem Feldberg sind sämtliche Parkplätze besetzt – Besucher müssen die Shuttlebusse benutzten. Auch die Loipen von Alb und Schwarzwald sind bestens präpariert, so dass der Deutsche Ski-Verband empfiehlt, die Bretter spätestens jetzt anzuschnallen.

 

Während es also heißt: Ski und Rodel gut – und sich die Wintersportfreunde im Freien bewegen, friert der Fußballfan freiwillig und starr in seiner Sitzschale. Bereits fünf Spieltage sind in der Rückrunde der Bundesliga absolviert, was bedeutet, dass der geneigte Fan mit Beginn des Herbstwetters nun schon mehr als die halbe Saison bibbernd mitverfolgt. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Schal, Mütze, Handschuhe und Sitzkissen gehören weiter zum unverzichtbaren Stadion-Equipment.

Neulich, beim Europapokalspiel des VfB gegen Genk, das in einer Winternacht um 21.05 Uhr (!!) angepfiffen wurde, hatte es zwar nicht die legendären minus 17 Grad aus der 2009er Bundesligapartie der Stuttgarter gegen Hoffenheim – doch immerhin noch stolze minus sechs Grad. Auch die Hartgesottenen bleiben da hinterm Ofen sitzen. Nur 15 000, darunter 4000 aus Belgien, wollten die Partie gegen Genk sehen, was nicht nur an der Qualität des Gegners lag. Es ist zu kalt.

Der Fußballfan friert freiwillig

Die Strategen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) lassen sich von Frostbeulen und Rotznasen allerdings nicht beeindrucken: Die Winterpause hat man vor zwei Jahren gar verkürzt. Die englische Premier League war hier das Vorbild unter Missachtung der Tatsache, dass Hamburg in Südschweden sowie München im Voralpenland liegt und hier die maximale Durchschnittstemperatur im Februar mit 4,3 Grad deutlich unter der von London (7,6) liegt.

Kommt dann endlich die warme Jahreszeit, bleibt das runde Leder im Ballfach – und die Fußballer feiern am Ballermann. Bereits am 18. Mai macht die Bundesliga Schluss. Dabei könnte alles so einfach sein, wenn nur irgendjemand auf den kleinen Mann aus dem Wallis hören würde. Der Fifa-Chef Sepp Blatter, der es bekanntlich warm mag (siehe Fußball-WM 2022 in Katar), hat ja bereits vorgeschlagen, die Saison in den großen europäischen Ligen beginnend im März bis November durchgängig spielen zu lassen. Das garantiert Sommerfußball pur. Und die EM und WM? Die finden dann im Winter statt. Mit dem Frieren hat der Fan ja Erfahrung.