Am Ostermontag gibt Heike Makatsch ihr Debüt in der Königsklasse des deutschen Krimis: Im „Tatort: Fünf Minuten Himmel“ spielt sie die etwas kühle Chefermittlerin Ellen Berlinger. Neu in der Reihe ist auch das badische Freiburg als Ort des Verbrechens.

Stuttgart – Im „Tatort: Fünf Minuten Himmel“ ermittelt Heike Makatsch am Ostermontag als Gastkommissarin Ellen Berlinger in Freiburg. Berlinger ist – offensichtlich schwanger – in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Ein Mord an einem Mitarbeiter des Jobcenters führt sie in eine Welt fernab des Freiburger Öko-Idylls. Im Interview spricht die 44-jährige Heike Makatsch über Gentrifizierung, Geschichtsvergessenheit und glückliche Zufälle, die ihr den Weg ins Schauspielfach geebnet haben.

 
Frau Makatsch, eine schwangere Kommissarin mit Knarre an der Hüfte – ist das ein neuer Trend im „Tatort“?
Aus gegebenem Anlass hat sich das gut gefügt, dass ich schwanger sein konnte (Anm. der Red.: Heike Makatsch war zum Zeitpunkt des Drehs im September tatsächlich schwanger mit ihrem dritten Kind). Das hat der Geschichte das letzte Mosaiksteinchen hinzugefügt. Ellen Berlinger ist eine Heimkehrerin, von der man nicht genau weiß, warum sie überhaupt ihre Heimat und ihre Tochter vor 15 Jahren verlassen hat. Und warum sie ausgerechnet jetzt zurückkommt. Die Schwangerschaft hat sich da nur allzu gut angeboten, denn es macht doch mehr als Sinn, dass durch die Ankunft eines neuen Lebens sich auch der Wunsch verstärkt, sich seiner Vergangenheit zu stellen und eine Heilung anzustreben. Und dass Ellen Berlinger weiterhin in ihrem Beruf arbeitet, finde ich den richtigen Ansatz.
Was war für Sie bei dieser Rolle die besondere schauspielerische Herausforderung?
Der Unterschied zwischen einer Kommissarin und einer „normalen“ Rolle in einem Fernsehdrama ist der, dass es im normalen Film die ganze Zeit um die Befindlichkeit, um die Reise und das Drama der Hauptfigur geht. Insofern kann man jede Szene mit dem Psychogramm der Figur abgleichen. Dann erschließt sich die Haltung einer Figur auch ziemlich schnell. Wenn sich aber die Figur, so wie jetzt im Fall der Kommissarin, die ganze Zeit nur mit Drittproblemen befasst, nämlich mit dem Fall, dann könnte einem im schlimmsten Fall der Boden fehlen, auf dem die Haltung der Figur wachsen kann. Schließlich geht es ja nicht um sie und ihr eigenes Drama. Man muss also noch präziser an der Figurengestaltung arbeiten.
Charakterisieren Sie bitte einmal die Kommissarin Ellen Berlinger!
Ich denke, dass sie in ihrem beruflichen Handeln sehr unter Kontrolle ist, kaum Unsicherheiten an den Tag legt, wenig Komplexe hat und sehr bei sich ist. Besonders gefällig ist sie auch nicht, aber an der Sache dran. Im Privaten hat sie diese Kontrolle nicht. Da quälen sie viele Unsicherheiten, und ihr Weg ist von Ängsten und Unfähigkeiten gepflastert. Insofern ist ihr Beruf auch ein Zufluchtsort, um sich von ihren Unzulänglichkeiten abzuwenden. Ellen ist ein bisschen der Typ einsamer Wolf. Sie hat jetzt zwar bald zwei Kinder, man weiß aber nicht, von wem. Sie hätte auf jeden Fall noch viel zu erzählen.