Wenig Spannung, eindimensionale Figuren und ein wirres Ende: Mit „Gier“ hat sich das Tatort-Team aus Wien nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Aber es gibt auch einige gute Szenen.

Stuttgart - Okay, dieser „Tatort“ hat auch seine guten Momente. Vor allem der Anfang, als Roswitha Bader (Emily Cox) nach einem Unfall mit Flusssäure qualvoll stirbt – da läuft es vermutlich auch dem hartgesottensten Zuschauer eiskalt den Rücken runter. Endlich mal ein Tod, bei dem man die Tragik eines solchen auch spürt. Sonst ist das Opfer ja praktischerweise oft schon tot oder stirbt fernsehtauglich geräusch- und emotionsarm vor sich hin. Auch gelungen: Anian Zoller als psychopathischer Peter Wendler, der mit seinem bohrenden Blick an den legendären Hannibal Lecter erinnert.

 

Leider schaffen es Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) aber nicht, den Schwung des Anfangs aufrechtzuerhalten. Stattdessen werden die betrügerischen Machenschaften an der Spitze des Wendler-Konzerns aufgerollt, wobei die Charaktere derart eindimensional bleiben, dass man jedem einen Zettel mit der von ihm verkörperten Eigenschaft auf die Stirn tackern könnte. Peter Wendler: Rache. Seine Frau Sabrina (Maria Köstlinger): Gier. Der Firmenchef Viktor Perschawa (Michael Masula): Reue. Die Sekretärin Elisabeth Schneider (Johanna Mertinz): Ergebenheit. Von vielschichtigen Persönlichkeiten, die vielleicht Geheimnisse haben, an ihrer Vergangenheit knabbern oder sogar ihre Haltung im Lauf des Films ändern, fehlt jede Spur.

Das Ende ist dann auch kein Highlight mehr. Peter Wendler erwürgt völlig unvermittelt seine Frau mit einer Krawatte (was soll eigentlich die Katze in dieser Szene?), murmelt etwas von Gerechtigkeit, wirft die Krawatte zusammen mit Blumen in Roswitha Baders Grab und stellt sich noch vor Ort der Polizei. Zum Glück, kann man nur sagen. Sonst ginge die ermüdende Ermittlerei ja noch mal von vorne los.