Viele Floskeln, viele Klischees - und trotzdem war der Hamburger "Tatort" mit Mehmet Kurtulus ein Highlight.

Hamburg - Zugegeben, es hat dem Stuttgarter Tatort ziemlich gut getan, dass Thorsten Lannert und Sebastian Bootz 2008 die Amtsgeschäfte vom alten Bienzle übernommen hat. Auch der Abgang von Ehrlicher und Kain in Leipzig war irgendwie fällig. Und doch: die größte Bereicherung der Tatort-Familie, was die Figuren, die Geschichten, die Dramaturgie betrifft, war Cenk Batu. Der ermittelt, ebenfalls seit 2008, Undercover in Hamburg. Auch wenn Mehmet Kurtulus nicht zu den ganz großen Stars unter den Tatort-Schauspielern gehört: er ist einer der besten.

Nur bietet seine Figur Cenk Batu wenige Möglichkeiten, richtig fassbar zu werden: In jeder Folge muss er in eine neue Rolle schlüpfen. Mal wird er in ein High-Tech-Unternehmen eingeschleust, mal ermittelt er Undercover in den Reihen des Spezialeinsatzkommandos. In "Leben gegen Leben" soll er Organhändlern auf die Spur kommen. Als serbischer Kleinkrimineller getarnt, arbeitet er sich in der Organisation hoch - bis er den Auftrag bekommt, die vierzehnjährige Amelie zu seinen Chefs zu bringen. Die haben die Niere des Mädchens für viel Geld an die Eltern eines kranken Kindes verkauft. Doch Amelie kann fliehen - und Batu gerät in einen Gewissenskonflikt: Soll er das Mädchen aufspüren, damit sie ihn zu den Drahtziehern führt? Oder soll er sie schützen?

Die Story ist an den Haaren herbeigezogen, die neunzig Tatort-Minuten strotzen vor Floskeln und Klischees. Und trotzdem sind sie ein Highlight: dank der atemlosen Inszenierung, dank Mehmet Kurtulus. Sein Cenk Batu ist ein Einzelgänger, ein harter Kerl - und doch ist er einfühlsam und verletzlich und baut zu Amelie (großartig: Michelle Barthel) eine starke Verbindung auf. Batu ermittelt einmal pro Jahr - er hätte mehr Einsätze verdient.

Tatort:
Leben gegen Leben (ARD)