Der „Tatort“ aus Niedersachsen mit Maria Furtwängler mutet den Fleischkonsumenten unter den Zuschauern einiges zu. Manchen dürfte der erhobene Zeigefinger dabei stören, meint unsere Autorin.

Die Frage ist doch: nehmen wir den Tieren das Leben, oder schenken wir es ihnen nicht? Bei uns leiden die Sauen nicht. Sie lernen weder Hitze noch Kälte kennen, noch das Grauen des darwinistischen Überlebenskampfes. Es ist fast wie im Cluburlaub.“ Sanft tönt die Stimme des Fleischfabrikanten Landmann (überzeugend: Heino Ferch) aus dem Off, und bei dieser Sanftheit dürfte dem ein oder anderen Fleischkonsumenten ein kleiner Schauer über den Rücken gelaufen sein. Die durchaus spannende „Tatort“-Folge „Der sanfte Tod“ aus Niedersachsen arbeitete nicht mit expliziten Bildern aus dem Schlachtbetrieb. Solche Darstellungen setzten nur auf den „billigen Schock“, sagt der Drehbuchautor und Regisseur Alexander Adolph. Was Adolph stattdessen zeigt, ist allerdings nicht weniger explizit oder schockierend: Kameraführung, Dialoge, starke Bilder wirken gewollt zusammen, um dem Fleischesser den Appetit verlieren zu lassen. Etwa wenn die Ermittlerin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) in Todesangst auf allen Vieren über ein Laufband kriecht, auf dem sonst die geschlachteten Tiere transportiert werden und schließlich in einer Ladung gräulicher Schweineinnereien landet.

 

Subtil ist das nicht, und manchen Zuschauer dürfte der erhobene Zeigefinger dieses „Tatorts“ stören. Adolph versichert allerdings, dass 95 Prozent der Kommentare zum Schlachtbetrieb „O-Töne aus der Branche“ seien. Auch die anderen Schlaglichter des Films sind Ausschnitte einer wohlbekannten Realität: Die bulgarischen Arbeiter etwa, die unter unwürdigen Bedingungen hausen und gegen einen Hungerlohn im Akkord tote Tiere zerlegen. Es weht uns wohl mehr Realität aus diesem „Tatort“ an, als wir wahrhaben wollen - gerade an einem gemütlichen Adventsabend, nach dem Verzehr des Sonntagsbratens.