Der Stuttgarter „Tatort“ wirkt trotz brutaler Verbrechen manchmal unfreiwillig komisch. Eine Fernsehkritik.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Wozu nur all diese Krimifloskeln und peinlichen Dialoge? "Das ist aber viel Blut", sagt Kommissar Sebastian Bootz (Felix Klare), als er mit seinem Kollegen Sebastian Lannert (Richy Müller) den Tatort Baustelle betritt. Der Bauunternehmer Börner ist von einer Baggerschaufel regelrecht aufgespießt worden und elend verblutet. "Ich war bei meinem Liebhaber", gibt die Witwe als Alibi an. Und ach ja, nach zwölf Jahren Ehe seien sie ein gutes Team gewesen. Ist Karin Börner die Mörderin? Der Kreis der Verdächtigen und einige Schlüsselszenen könnten aus einem Lehrbuch für Drehbuchautoren stammen. Der Kapuzenmann beobachtet seine Opfer im Dunkeln, bevor er zuschlägt. Qualvoll stirbt auch die Restaurantbesitzerin Sigrun Karrenbrock. Sie wird im beschaulichen Marbach gekidnapped und auf einem Feldweg mit einem Wagen überrollt. Wieder so ein schlimmer Dialog: Kommissar Lannert muss sich am Tatort folgenden Satz anhören: "Sie betreibt ein Restaurant in Marbach - das ist auf der anderen Seite von Stuttgart." Als sei die Schillerstadt ein unbekannter Weiler auf der Schwäbiscnen Alb.

 

Dabei bietet das Drehbuch allemal Stoff für einen spannenden Krimiabend. Schnell wird klar, dass die Fälle zusammenhängen, zumal die Opfer einst ein Paar waren. Allerdings bleiben die Kommissare seltsam unbeteiligt. Mit einem rachsüchtigen Serienmörder hat man es eigentlich nicht alle Tage zu tun. Aber Bootz muss sich wegen einer Fortbildung seiner Frau um die Kinder kümmern, während Lannert gegen Vandalismus in der spießigen Nachbarschaft kämpft. Als die beiden zusammen Wäsche zusammenlegen, wirkt das fast komisch. Solche Banalitäten des Alltags nerven den Zuschauer. Und dass sich die Kriminaltechnikerin Nika Banovic ausgerechnet Hals über Kopf in den Täter verliebt hat, macht den Tatort und seine Charaktere nicht tiefgründiger. Für die Stuttgarter gibt es einen Trost. So schöne Ausblicke auf die Stadt hat man selten. Andererseits: Wohnt und arbeitet eigentlich die halbe Stadt in Halbhöhenlage? 

Tatort verpasst? Zu sehen ist der Krimi auch in der ARD-Mediathek.