Der tollwütige "Tatort" aus Kiel mit den Ermittlern Borowski und Brandt wollte nicht zu deutsch sein und ging über die Grenzen.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Das Dilemma des Sonntagskrimis in der ARD ist das private Geplänkel vor sich hinalternder Herren, Fälle nach dem immergleichen Muster und, wenn's irgendwie geht, eine versöhnliche Schlusspointe - das hat man zu oft gesehen. Wenn es dann aber etwas heftiger zugeht, verschreckt man die Gewohnheitsgucker oder ruft gleich den Jugendschutz auf den Plan - wie mit jenem Münchner "Polizeiruf 110", der nach 22 Uhr verlegt wurde. Das ZDF hat es da besser mit seinem harten Schwedenstoff nach dem "heute-journal" und dem Hinweis "für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet".

 

Eine Geschichte von Henning Mankell also wieder für Borowski, von Michael Proehl ("Weil sie böse sind") ins Drehbuch übertragen und von Christian Alvart ("Antikörper") ins Szene gesetzt, und das gut, wenn auch effekthascherisch, verstärkt durch enervierende Musik. Mancher Horror spielte sich nur im Kopf ab, mancher vor dem Auge: tollwütige Hunde zum einen, zum anderen ein Kapuzenmann, der seine Opfer in Bambusfallen lockte und auch Borowskis schwedischen Freund, den "coolen Hund", nicht verschonte, weil er dem Objekt der Begierde zu nahe kam. Ungewöhnlich auch, dass der Mörder nicht unverdächtig in der Gegend herumstand, sondern vor dem Hinweis des sterbenden Kollegen - ein blutiges Kreuz für den DRK-Helfer - kaum in Erscheinung trat.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass sich Mavie Hörbiger zusehends beeindruckend aus dem Schatten ihres Clans freispielt, hier als getriebene Person, die flüchtige Sexbekanntschaften sucht. Und die Frage, was mit Borowskis Neuer (Sibel Kekilli) los ist. Ob sie unter Epilepsie leidet? Vermutlich wird ihr Geheimnis im dritten Fall wie einst beim Stuttgarter Kollegen Lannert gelüftet. So viel Muster muss sein.

Tatort: Borowski und der coole Hund (ARD)