Die Chemie zwischen den beiden Stuttgarter Tatort-Ermittlern Lannert und Bootz stimmt. Es ist ihnen gelungen den Stuttgarter Tatort weltoffener zu machen.
Stuttgart - Vier Jahre ermittelt Thorsten Lannert (Richy Müller) nun schon im Ländle – dass „Viertelzwölf“ schwäbisch für Viertel nach elf ist, weiß er immer noch nicht, wie sich gleich zu Beginn der Folge „Scherbenhaufen“ zeigt. Und das ist auch gut so. Schwäbelnde Tatort-Kommissare hatten mit Ernst Bienzle alias Dietz-Werner Steck ihre große Zeit. Das Duo Lannert und Bootz (Felix Klare) sollte den Stuttgart-Krimi zeitgemäßer, weltoffener machen, und das ist ihnen auch gelungen. Die regionale Identität hat darunter nicht gelitten – sie kommt im leiseren, feinen Wesen dieses Ermittlergespanns, in den Stoffen und ihrer in der Regel soliden, unaufgeregten Umsetzung immer noch ausreichend zum Tragen.
So auch beim zehnten Fall der Stuttgarter: der Porzellanfabrikant Otto Imberger (stark: Otto Mellies) wird zur Zielscheibe eines Attentats, er überlebt, sein Chauffeur wird tödlich getroffen. Lannert und Bootz tauchen in den Kosmos einer ehrenwerten Unternehmerfamilie ein und fördern dabei viel Unehrenhaftes zu Tage. Es geht ums Geld, ums „Gschäft“ und die Fallstricke der Globalisierung, gegen die selbst die Moral eines schwäbischen Porzellanpatriarchen nicht ankommt und die dessen jüngeren Sohn zum Mörder werden lassen: Der Chauffeur musste sterben, weil er von der vermeintlich das Überleben der Firma sichernden Industriespionage gewusst hat.
Dass der risikoliebende Bootz dabei als Imbergers Leibwächter undercover ermitteln darf, gibt der konventionell erzählten Geschichte ihren Drive. Ein Kniff, der die Spannung zwischen den beiden so unterschiedlichen Charakteren Lannert und Bootz herrlich ausreizt und dabei unterhaltsam vorführt, dass die Chemie zwischen den beiden stimmt. Das passt einfach, auch ohne Schwäbisch.
Tatort: Scherbenhaufen (ARD). Falls der Tatort "Scherbenhaufen" ist auch in der ARD Mediathek zu sehen.