Der Ludwigshafener „Tatort“ versucht sich unnötig in Tagesaktualität. Eine Fernsehkritik von Jan-Ulrich Welke.  

Ludwigshafen  - "Frauenfußball ist wie Kreisliga bei den Männern", sagte Kommissar Kopper gleich zu Anfang der "Tatort"-Folge, was prompt den ersten Fehlgriff des SWR markiert, denn Frauenfußball auf professionellem Niveau bewegt sich nach Einschätzung der Experten bekanntlich eher auf dem Niveau der Bezirksliga. Voll am Puls der Aktualität wollte sich der gestrige "Tatort" präsentieren, und darin lag auch seine größte Schwäche.

 

Nicht etwa, weil sämtliche Klischees zum Thema Frauenfußball so überaus hölzern und vorhersehbar breitgewalzt wurden. Auch nicht, weil Filmkunst bekanntlich nicht an Tagesaktualität gebunden ist und es für gewöhnlich die ARD ja auch nicht stört, wenn draußen die Sonne lacht und sich die Ermittler im "Tatort" durch Schneegestöber kämpfen. Ebenfalls nicht, weil sich hier Realität und Fiktion auf eine seltsame Weise vermischten.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Sondern es lag daran, dass sich dieser Krimi der anstehenden Weltmeisterschaft der Fußballfrauen als eine Art camouflierte Dauerwerbesendung regelrecht anbiederte: von den Gastauftritten der halben DFB-Führungsriege über die gefühlt zehnfache Beteuerung, dass alles rund um das Thema ganz große Klasse sei, bis hin zur Abspannszene, bei der zum letzten Mal über die verzwungene Konstruktion gegähnt werden durfte, dass der Ermittler Kopper selbstverständlich ein echter Machotifoso ist, dem dann allerdings von der selbstbewussten Kollegin aufgezeigt wird, wer die Hosen anhat.

Konsequent war immerhin, dass am Ende auch noch das Stereotyp des treudeutschen Platzwarts verwurstet wurde, der treudoof an die hehren Werte des Fußballsports glaubt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, könnte man schlussfolgern, aber auch das wäre schrecklich abgedroschen.