Der neue „Tatort“ aus der Schweiz packt gekonnt das Thema Steuerflucht und Bankgeheimnis an – und zeigt einen brillanten Stefan Gubser, dem als Kommissar Flückiger der Geduldsfaden reißt.

Stuttgart - Die Schweiz ist doch ein unfassbar schönes Land!“, schwärmt der deutsche Staatssekretär Demand (Markus Scheumann), als er den Alpenstaat zur Pflege der deutsch-schweizerischen Beziehungen besucht. Die Doppelbödigkeit dieser schleimigen Schmeichelei offenbart sich dem Zuschauer erst am Schluss des jüngsten „Tatorts“ aus Luzern. Denn der aalglatte Politiker ist das Schwein, das hinter den mit Hilfe von Schweizer Banken getätigten Milliardenschiebereien steckt, denen Reto Flückiger (Stefan Gubser) und seine Kollegin Liza Ritschard (Delia Mayer) in „Verfolgt“ nach und nach auf die Spur kommen.

 

Dabei glauben sie anfangs, es mit einem banalen Ehebruchdrama zu tun zu haben, als in einer Wohnung eine Frauenleiche gefunden wird und die ersten Ermittlungen zu einem gehörnten Ehemann und einem flüchtigen Geliebten führen. Doch als sich letzterer freiwillig stellt, entfaltet sich nach und nach die wahre Dimension des Falls: Thomas Behrens (Alexander Beyer), IT-Manager einer Luzerner Privatbank, wähnt sich von seinem Arbeitgeber verfolgt, weil er Kontodaten von deutschen Steuersünden geklaut hat und diese dem deutschen Fiskus verkaufen will.

Tobias Ineichen (Regie) und Martin Maurer (Buch) gelingt es, die abgegriffene Ausgangskonstellation des Krimis zu einem packenden Politthriller rund um das Thema Steuerflucht/Schweizer Bankgeheimnis zu erweitern. Dabei lassen sie das Bieder-Verschnarchte, das den Sonntagskrimis aus der Schweiz sonst häufig anhaftet, hinter sich. „Verfolgt“ ist schlüssig, atmosphärisch überzeugend (auch dank Fabian Römers leitmotivischen Elektroklängen) und führt einen wütend-frustrierten Flückiger vor, der an der Vergeblichkeit seiner leidenschaftlichen Polizeiarbeit verzweifeln muss.