Tatort-Kritik: „Limbus“ aus Münster Auf der Schwelle zum Fegefeuer

Das Münsteraner „Tatort“-Team hat einen Ruf zu verteidigen: Normale Fälle gibt es bei Boerne und Thiel nicht. In „Limbus“ aber ging es sogar aus dem Irdischen hinaus in die Vorhölle. War das Anschauen einen Sonntagabend wert?
Münster - Was taugt „Limbus“? Der neue „Tatort“ aus Münster in unserem Schnellcheck.
Die Handlung in zwei Sätzen Ein Hochstapler bringt den Gerichtsmediziner Boerne (Jan Josef Liefers) beinahe um und schlüpft auf seine Stelle. Boernes Seele löst sich vom Körper und landet in der Vorhölle, während Thiel (Axel Prahl) so deutlich wie noch nie merkt, dass der nervtötende Boerne ein unverzichtbarer Teil seines Lebens geworden ist.
Zahl der Leichen Zwei. Wobei der schon lange von Arztstelle zu Arztstelle hüpfende Hochstapler möglicherweise schon mehr Patienten auf dem Gewissen hat als ein rostiges, unsterilisiertes Skalpell.
Neues aus dem Jenseits Die Vorhölle sieht aus wie das Designerbüro eines Promipsychologen, hinter der Tür zum Buß- und Jammerraum darf man sich also erst recht auf etwas gefasst machen. Boerne schafft es mal bis an die Schwelle, dahinter leuchtet es so blendend hell, dass man sich das Fegefeuer als New-Age-Gesprächsgruppe vorstellen muss. Habt Gnade, ihr ewigen Mächte.
Personalfragen Wie kommen Engel und Teufel heutzutage wohl daher? Wie jemand aus unserem Erdenleben, warnt „Limbus“. Boernes unterirdischer Betreuer sieht aus wie Thiel, nur smarter herausgeputzt. Man kann also schon mal seine Bekannten durchgehen und sich fragen, welches Los man ziehen möchte.
Reformhölle Sparen im Gesundheitswesen: ein Dauerthema. „Arzt ist man im Herzen, nicht auf dem Papier“, sagt der Hochstapler (Hans Löw). Das verbilligt allerdings die Ausbildung.
Unser Fazit Eine vergnüglich abgedrehte Komödie, die Krimiregeln nur so ernst nahm wie eine Hauskatze Anweisungen.
Spannung Note 2; Logik Note 1
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