Die erste Ausgabe mit dem neuen „Tatort“-Ermittler an der Saar, Devid Striesow, ist etwas zu vorsätzlich originell ausgefallen. So liest man ständig den Subtext heraus, dass auch Saarländer cool sein können. Dabei wäre mehr Handlung schön gewesen.

Stuttgart - Wohin schlittert der „Tatort“? Tut die Entfesselung der TV-Routine, die der Reihe verordnet wurde, wirklich gut? Endet die Achterbahnfahrt im Himmel oder in der Hölle? Solche Fragen drängen sich auf, wenn man dem Neuen im Saarland zusieht, wie er in Gummistiefeln durch die Auftaktfolge „Melinda“ tapst. Denn mit der Konstellation schräger Vogel und toughe Bullen-Frau, die Devid Striesow und Elisabeth Brück als Nachfolger des vom Saarländischen Rundfunk ins Aus beförderten Duos Gregor Weber und Maximilian Brückner abgeben, schlägt die Krimireihe eine dolle Kapriole. Der Kriminalhauptkommissar Stellbrink ist so megalocker wie seine asiatische Schlabberhose, liebt den Dreiklang von Yoga, Reggae, Marihuana und spürt ganz viel, statt zu ermitteln. Seine Kollegin Lisa Marx dagegen hat scharfe Linien im Gesicht, trägt bevorzugt schwarze Muscle-Shirts und langt beim Kickboxen kräftig zu.

 

Der finnische Regisseur Hanno Salonen hat Striesows Premiere so grotesk-abgedreht in Szene gesetzt, dass man als Zuschauer ständig einen Untertitel mitliest: „Achtung, die Saarbrücker sind jetzt modern, zeitgeistig und ganz arg originell!“ Das Drehbuch und die Regie zeigen sich allzu vernarrt in die Absonderlichkeiten des neuen Kommissars, in pittoreske Settings und gewollt kuriose Nebenfiguren anstatt einen plausiblen Fall zu konstruieren. Einen Fall? Ach ja, den gibt es in „Melinda“ auch: Diesen Namen trägt ein verängstigtes arabisches Mädchen, das Stellbrink in einem Baumarkt zuläuft. Es stellt sich heraus, dass es, wie viele andere Kinder, als Drogenkurier missbraucht wurde, und dass nordafrikanische Regierungs- und Diplomatenkreise in diese Machenschaften verwickelt sind, irgendwie. Wie genau, muss man nicht wissen, oder? Doch, will man!