Der Leipziger „Tatort“ folgt dem Trend, nur noch zwanghaft um die Ermittler zu kreisen. Die Folge „Türkischer Honig“ ist eher ein Psychodrama, der das Adrenalin nur dann steigen lässt, wenn Kommissarin Saalfeld mal wieder Alleingänge macht.

Stuttgart - Eltern haften für ihre Kinder. Kinder aber müssen die Eltern nehmen, wie sie sind. Eva Saalfelds Vater hat „mit dreckigen Geschäften Millionen gescheffelt“, deshalb hat die Hauptkommissarin ihn selbst hinter Gitter gebracht. Bloß: Das will man gar nicht wissen. Man will nur einen spannenden „Tatort“ sehen. „Türkischer Honig“ folgt dem „Tatort“-Trend, nur noch zwanghaft um die Ermittler zu kreisen. Irgendwann werden sich die Kommissare vermutlich gegenseitig umbringen.

 

Diesmal taucht Eva Saalfelds (Simone Thomalla) Schwester Julia auf, die beim ersten Treffen just entführt wird. Saalfeld fürchtet, dass ihr eigener, krimineller Vater dahinterstecken könnte. Das hat Vorteile, denn immer, wenn sie nicht weiterweiß, marschiert sie in den Knast und lässt sich vom Vater neue Informationen über Hintermänner stecken – und bedankt sich mit den Worten: „Weißt du, was du für mich bist? Du bist Abschaum!“

Eher ein Psychodrama

So ist dieser „Tatort“ eher ein Psychodrama, der das Adrenalin nur dann steigen lässt, wenn Saalfeld mal wieder allein in fremde Wohnungen eindringt. Sie arbeitet sich ein in die Verstrickungen zwischen der türkischen Community, wittert Zusammenhänge zwischen dem ermordeten Nachbarn, einem reichen, türkischen Pascha, und der Schwester, welche die Entführung selbst inszeniert hat. Das ist arg konstruiert – aber statt das Augenmerk auf den Fall zu legen, arbeitet sich der „Tatort“ vor allem an den Nöten der Kommissarin ab.

Unterhaltsam sind die Dialoge und die Manöver des Kollegen Keppler (Martin Wuttke), der bei den Verhören gern Theater spielt – sofern nicht auch er versucht, die Distanz zu den Verdächtigen aufzuheben, sich durch die türkische Küche futtert oder mit dem mutmaßlichen Mörder Ersoy (Denis Moschitto) Raki kippt.