Zum vorletzten Mal ermittelt Kommissarin Blum am Bodensee. Aber auch die Geschichte um ein jahrelang entführtes Mädchen ist so schief erzählt, dass Wehmut kaum aufkommen mag.

Stuttgart - Was für ein grausiges Schicksal! Als Zweijährige wurde Rebecca von einem Mann namens Olaf Reuter entführt, erst als junge Frau gelangt sie wieder in Freiheit – und das nur durch Zufall, da im Hirn ihres sadistischen Kidnappers eine nicht behandelte Ohrenentzündung zur Abszessbildung führt und diesen schließlich ausschaltet. Im vorletzten „Tatort“ vom Bodensee haben es Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) mit einem wahrhaft außergewöhnlichen Fall zu tun. Die Gleichung allerdings, dass ein extremes Verbrechen einen herausragenden Fernsehkrimi ergibt, geht nur bedingt auf. Die Kommissare versuchen nicht nur die Hintergründe der Entführung aufzuklären – gab es Mittäter? –, sondern vor allem herauszufinden, ob nicht ein weiteres Opfer irgendwo versteckt ist. Dafür wäre es notwendig, Rebecca zu befragen, doch der Teenager ist nach der jahrelangen Tortur kaum ansprechbar.

 

Gro Swantje Kohlhof hat als Rebecca keine einfache Rolle übernommen, ihr Spiel changiert dann auch prompt etwas zu eindimensional zwischen monoton aufgesagten Kurzsätzen und heftigen Gefühlsausbrüchen. Gänzlich unplausibel ist indes die vom Drehbuch diktierte Entwicklung, dass plötzlich Perlmann die Betreuung Rebeccas übernehmen muss. Dem Polizisten gelingt es dann doch überraschend schnell, eine Beziehung zu dem Teenager aufzubauen. Daran kann auch das rasch nervende Kompetenzgerangel mit der Psychologin (Imogen Koggen) nichts ändern.

Gelungen ist dagegen die Wendung am Ende, als sich herausstellt, dass es Olaf Reuters Vater gewesen ist, der das Mädchen einst verschleppt hat. Klaus Manchen spielt den Senior derart diabolisch, dass seine Darbietung fast schon rufschädigend für die Männergeneration 70-plus. Daniel Hackbarth