Wer wagt, kann auch verlieren: Der Kieler „Tatort“ thematisiert den Fall Barschel.

Der Kieler „Tatort“ „Borowski und der freie Fall“ nimmt den 25. Jahrestag des ungeklärten Todes des CDU-Politikers Uwe Barschel zum Anlass, einen fingierten Mordfall mit dieser zeitgeschichtlichen Affäre zu verknüpfen – quasi als Gratwanderung zwischen routiniertem Fernsehkrimi und Verschwörungsthriller. Ein für dieses Format eher gewagtes Experiment, das in die Hose geht. Der Plot in Kurzfassung: der Autor Dirk Sauerland wird tot aufgefunden; wie bei Barschel ist nicht klar, ob er sich selbst das Leben genommen hat oder ermordet wurde. Dann stellt sich heraus, dass der Schriftsteller an einem Enthüllungsbuch über den Tod des Politikers gearbeitet hatte. Hatte er Beweise, welche die Mordtheorien belegen?

 

Für besondere Spannung sorgt diese Konstellation aber nie, weil von Anfang an klar ist, dass der „Tatort“ sich wohl kaum trauen würde, das Rätsel um den Fall Barschel zumindest in der Fiktion zu lösen. Zudem krankt die Story daran, dass die Rollen zwischen den Ermittlern Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) stereotyp aufgeteilt sind: hier der erfahrene Kommissar, der nichts für Spekulationen übrig hat, dort die naive Nachwuchskriminalistin, die mit einer Leichtgläubigkeit durch die Welt spaziert, gegen die Anrufer bei „Astro TV“ wie Bollwerke kritischen Geists wirken. Allzu deutlich also ist das pädagogische Anliegen des Drehbuchautors Eoin Moore. Über dieses hat er ganz vergessen, die eigene Geschichte auf Logiklöcher zu überprüfen. Wie glaubwürdig ist es denn, dass der Tod eines „erfolglosen Autors mit schwulem Doppelleben“ (O-Ton Borowski) in den „Tagesthemen“ vermeldet wird? Oder dass den Ermittlern erst am Ende aufgeht, dass ihr Kronzeuge, ein vermeintlicher Professor, an gar keiner Uni beherbergt ist? Tatort: Borowski und der freie Fall (ARD)