Taxifahrer leben gefährlich: Oft werden sie Opfer von Räubern oder Gewalttätern. Im jüngsten Fall verschanzten sich vier flüchtige Tatverdächtige in einem Wohnhaus. Wie konnte die Polizei sie aufspüren?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Es war nicht gerade eine einträgliche Fahrt durch die Stadt: gerade mal knapp drei Kilometer von der Innenstadt in den Westen. Ein 59-jähriger Taxifahrer ist dabei allerdings am frühen Freitagmorgen in die Fänge von Langfingern geraten, die es auf seine Tageseinnahmen abgesehen hatten. Am Ende wurde ein aufregender Fahndungsfall daraus – bei der sogar die Feuerwehr eine Rolle spielte.

 

Vier Männer stiegen am frühen Freitagmorgen in der Jägerstraße in das Taxi, um sich in die Schwabstraße chauffieren zu lassen. Gegen 3.40 Uhr war der Taxifahrer am Ziel, seine Fahrgäste stiegen aus und bezahlten die Fahrt. Alles schien normal – bis die vier Männer plötzlich davonrannten. Das kam dem 59-Jährigen dann doch etwas komisch vor – und sein Gefühl trog ihn nicht. Das Quartett hatte seinen Geldbeutel mit mehreren Hundert Euro Tageseinnahmen mitgehen lassen. Der Taxifahrer sah noch, wie die Männer in einem Mehrfamilienhaus verschwanden.

Und jetzt? Alle rausklingeln?

Doch wie soll man morgens kurz vor vier in einem Mehrfamilienhaus nach mutmaßlichen Verdächtigen suchen? Etwa alle Bewohner rausklingeln?

„Glücklicherweise hat es einen Ermittlungsansatz gegeben“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Während die Polizeibeamten das Wohngebäude belagerten, war auf dem Dach eine Person sichtbar. Sehr verdächtig zu dieser Stunde. Eine Feuertreppe, über die der Unbekannte wohl aufs Dach gelangt war, schränkte die Möglichkeiten ein, in welcher Wohnung die Gesuchten wohl Unterschlupf gefunden haben mochten.

Ein Bewohner gerät in Verdacht

Über eine Recherche in der Einwohnermeldedatei konnten die Beamten unter den Bewohnern jene Personen herausfinden, auf die die Täterbeschreibung am besten passen könnte. Offenbar wurden die Beamten auf diese Weise auch fündig. Ins Visier geriet ein Bewohner, der bereits polizeibekannt ist. Die Polizisten klingelten – es machte allerdings niemand auf.

Die Polizei musste also in die Wohnung eindringen – Gefahr in Verzug. Die Beweislage war offenbar so stichhaltig, dass der Bereitschafts-Staatsanwalt grünes Licht dafür gab. Die Polizisten nutzten dazu aber weder filmreife Fußtritte noch eine Ramme – sondern die Hilfe der Feuerwehr. Ein Spezialist öffnete feingliedrig die Wohnungstür,und die Beamten trafen auf die mutmaßlichen Diebe: Ein 22-Jähriger und drei 26-Jährige. Im Badezimmer wurde der Geldbeutel des Taxifahrers sichergestellt. Um 4.58 Uhr, fast anderthalb Stunden nach dem Alarm, war der Fall geklärt.

Auch die Ekel-Kundin ist ermittelt

Im Stuttgarter Westen hat es in jüngster Zeit immer wieder spektakuläre Vorfälle rund ums Taxi gegeben. Am 7. November etwa hatte sich eine zunächst unbekannte Frau in die Seyfferstraße chauffieren lassen – und sich während der Fahrt sowie am Ziel mehrfach übergeben. Als der 47-jährige Taxifahrer die Fahrtkosten und ihre Personalien für die Reinigungskosten verlangte, wurde die Frau auch noch gewalttätig. Sie schlug dem Taxifahrer gegen die Brust und flüchtete – ohne Bezahlung.

Auch hier kann die Polizei aber inzwischen einen Ermittlungserfolg vermelden: „Eine 27-Jährige, die in der Nähe wohnt“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Gegen die Frau werde wegen des Verdachts der räuberischen Erpressung ermittelt.