Der SWR hat das „Tatort“-Team vorgestellt, das im Schwarzwald ermittelt: Hans-Jochen Wagner und Eva Löbau werden machen, was Chef Harald Schmidt befiehlt.

Stuttgart - Wie es im Advent nun einmal so ist, wartet auch im Studiosaal beim SWR eine Überraschung hinter der kleinen Tür des Nebenraums. Wie drumherum Hände gerieben und verschwörerische Blicke ausgetauscht werden, ist schon klar, dass da jetzt nicht gleich irgendein Hanswurst über die Schwelle stolpern wird. Auf geheime Klopfzeichen hin öffnet sich die Tür und in einer Reihe tritt das neue SWR-„Tatort“-Schwarzwald-Team heraus – an ihrem Ende, das in diesem Fall ein ganz schön langes ist, ganz hinten also: Harald Schmidt.

 

Er wird im Bodensee-Nachfolger mit Sitz in Freiburg im Breisgau den Kriminaloberrat Gernot Schöllhammer spielen und damit den Vorgesetzten von – ja, wem eigentlich? Dass Hans-Jochen Wagner den Hauptkommissar Friedemann Berg und Eva Löbau die Hauptkommissarin Franziska Tobler spielen wird und damit ja eigentlich die Hauptrollen von zwei ganz exzellenten Schauspielern ausgefüllt werden, ging im geräuschvollen Pointen-Platzregen eines gut gelaunten Harald Schmidts in Stuttgart beinahe unter.

Eva Löbau, als Österreicherin in Waiblingen geboren, ist jedenfalls bekannt aus der ZDF-Sitcom „Lerchenberg“ und aus Filmen wie „Der Wagner-Clan“. Hans-Jochen Wagner ist in Gönningen bei Reutlingen aufgewachsen, war am Burgtheater in Wien, und spielte in Filmen wie „Sie haben Knut“, und ist zum Beispiel auch an der Seite von „Kommissarin Heller“ zu sehen. Echte und starke Charakterdarsteller, die jetzt dem Vollblut-Entertainer Harald Schmidt die Bühne überlassen haben, spätestens aber auf dem Bildschirm die Verhältnisse zurechtrücken werden.

Harald Schmidt ist in Beißlaune

Er habe ja sofort zugesagt, plauderte Schmidt dann auch schon los, weil ihn das Konzept „Schwarzwald“ total überzeugt habe. Weil das ja endlich mal ein „Tatort“ werde, in dem Berlin nicht so aussehen müsse wie Los Angeles. Denn tatsächlich, so die SWR-Filmchefin Martina Zöllner, gehe man ganz bewusst in die Provinz. Die Weltmarke „Black Forrest“ biete finstere Täler, entlegene Klöster – „das seien alles perfekte Kulissen für einen Krimi: „Wir wollen starke, archaische Fälle und dafür das Unheimliche des Waldes visuell ausnutzen.“ Es sollen gute klassische „Who dunit?“-Fälle werden, in denen das Privatleben der Ermittler nicht wie andernorts Überhand nimmt.

Über die einzelnen Figuren wurde noch nicht viel verraten – nur, dass sich das Team seit Jahren kennt, tief im Schwarzwald verwurzelt ist, dass Hauptkommissar Berg sich nicht vom Hof seiner Eltern trennen kann, obwohl er längst nicht mehr dort lebt. Hauptkommissarin Tobler ist anders als Berg verheiratet. Und Kriminaloberrat Gernot Schöllhammer bringe, betont Harald Schmidt in Beißlaune, etwas radikal Neues: „Ich spiele einen heterosexuellen, katholischen Familienvater. Ich finde, das Publikum ist bereit für so ein radikales Lebenskonzept.“ Und während Schmidt noch laut über seinen künftigen Rollenspitznamen nachdenkt – „Gerry? Notty?“ und Sätze sagt wie „mir schwebt eine Art Thomas de Maizière in Uniform vor“ – betont Martina Zöllner noch einmal, dass der Schwarzwälder „Tatort“ keinesfalls in Richtung Münsteraner Slapstick oder in Richtung Sitcom gehen, sondern „ernst und schwer“ werden soll. Und Harald Schmidt schickt hinterher: „Wer meine Sendung in den letzten Jahre verfolgt hat, weiß, dass ich mich vom Lustigen schon längst verabschiedet habe.“ Wie ernst, schwer, lustig die Folgen am Ende werden, zeigt sich erst, wenn Ende 2016, anfang 2017 die erste Folge zu sehen sein wird.

Der Schwarzwald jubelt jedenfalls jetzt schon so euphorisch wie der Tourismusminister Alexander Bonde darüber, mit Mord und Totschlag für die Herzlichkeit der Region werben zu können: „Ich bin sicher, dass Freiburg und die Region eine tolle Kulisse für viele packende und hochspannende ‚Tatort‘-Folgen bieten werden. Die Entscheidung für den Schwarzwald-Tatort ist gleichzeitig eine klasse Tourismuswerbung: Millionen Menschen wird so sonntagabends vor Augen geführt, wie einzigartig und herrlich die beliebte Urlaubsregion Schwarzwald ist – mit faszinierenden Landschaften und herzlichen Menschen.“