Die Stuttgarter „Tatort“-Ermittler tauchen überall wie Springteufel aus der Schachtel auf – und machen einem Verdächtigen das Leben zur Hölle.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Man muss kein geschulter Ermittler sein, um zu ahnen: Der Mann lügt. Dabei ist Jakob Gregorowicz ein netter Kerl, liebevoller Papi und tüchtiger Mitarbeiter, der allerdings allzu dünnlippig über sein Verhältnis zum ermordeten Vermögensberater spricht. Der Stuttgarter „Tatort“ wird zehn Jahre alt. Bei dem Jubiläumsfilm „Der Mann, der lügt“ haben die Autoren die Perspektive verändert und erzählen den Fall diesmal über die Figur des Verdächtigten Jakob Gregorowicz. Deshalb wird der Mord ausnahmsweise auch nicht gezeigt, dieser „Tatort“ kreist ausschließlich um Jakob.

 

Kuriose Lügengebäude

Es hat fast komödiantische Züge, wenn die Kommissare ständig wie Springteufelchen aus der Schachtel auftauchen. Was auch immer Gregorowicz tut, Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) sind ihm auf den Fersen und nehmen den armen Mann in die Mangel. Bloß: Warum konstruiert dieser Verdächtige immer kuriosere Lügengebäude? Hat er schmutzige Geldgeschäfte gemacht mit dem Toten, einem unsympathischen Großkotz? Ist er pädophil? Was hatte er in der verwaisten Wohnung zu suchen, die die Ermittler aufspüren?

Manuel Rubey als Gregorowicz ist beeindruckend in dem Psychodrama, ein auf Spannung setzender Krimi ist dieser „Tatort“ aber nicht. Verwaschene, nicht immer zu deutende Einschübe sollen die Fantasien des Verdächtigen ausdrücken, der von der Polizei immer stärker in die Enge getrieben wird und sich bis zuletzt von der Wirklichkeit nicht beeindrucken lässt, sondern auf fast tragische Weise weiterlügt.

Ausstrahlung: ARD, 04.November 2018, 20.15 Uhr