Tatort-Vorschau So wird „Ein paar Worte nach Mitternacht“ aus Berlin

Ein um jüdisch-deutsche Aussöhnung bemühter Berliner Alt-Unternehmer wird erschossen aufgefunden. Ein Terrorakt von Nazis? Der Staatsschutz erklärt sich zynisch für nicht zuständig. Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) müssen ermitteln.
Berlin - Familienfeste können anstrengend sein. Klaus Keller aber, der so vornehm wie müde wirkende Ex-Chef eines großen Bauunternehmens, ist von ganz anderem mitgenommen als von der Geburtstagsfeier in seinem Berliner Stammrestaurant. Das werden die Ermittlungen ergeben, die Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) aufnehmen müssen, als der 90-Jährige tot aufgefunden wird: Kopfschuss.
Die „Tatort“-Folge „Ein paar Worte nach Mitternacht“ wird vom Ersten als Beitrag zum Themenschwerpunkt „30 Jahre deutsche Einheit“ etikettiert. Es wird also politisch, anfangs ganz spannend: Klaus Keller hat eine Unternehmerkarriere im Westen gemacht, sein Bruder war ein Topmann der Stasi. Jahrzehntelang hatten die beiden keinen Kontakt. Der Sohn des Linken ist ein aktiver Neonazi, die Firma des Kapitalisten stark in Israel engagiert. Bloß der Bilanzen wegen? Und warum hing ein Bild der beiden Brüder in HJ-Uniform noch immer bei Klaus Keller? Warum ist es jetzt verschwunden?
Politik und Geschichte scheinen den Mord zu bestimmen. Kellers Leiche trägt ein Schild um den Hals: „Ich war zu feige, für Deutschland zu kämpfen.“ Das von Regisseurin Lena Knauss und Kamerafrau Eva Katharina Bühler stimmungsvoll umgesetzte Drehbuch lässt in der zweiten Hälfte leider stark seinen Volksbildungsauftrag spüren. Auch das Hinauszögern der Auflösung wirkt durch Wirrwarr bloß erzwungen. Rubin und Karow aber haben ein paar charakterstarke Momente.
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr
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