In „Mitgehangen“ ermitteln die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk im Autoschrauber-Milieu der tristen Vorstadt ... und bieten weit mehr als einen Sonntagskrimi.

Köln - Das gefühlsechte Köln spielt sich in den Randbezirken ab: in Meschenich am Südende der Stadt beispielsweise. Aus einem Baggersee wird dort ein Auto geborgen, im Kofferraum liegt die Leiche des erschossenen Autoschraubers Florin Baciu (Kristijan Rasevic). In der Plastiktüte, die ihm über den Kopf gezogen wurde, zappelt noch ein Fisch.

 

Baciu war ein eher mittelsympathischer Kerl, Teilhaber am Reifenhandel des gutmütigen Matthes Grevel (Moritz Grove). Die Geschäfte liefen dank Bacius Seilschaften in die Raser-Szene gut. Doch bald rückt Familienvater Grevel ins Interesse der Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär): Baciu wurde in der Werkstatt erschossen.

Überforderung und Zerfall

Was „Mitgehangen“ zur gelungenen „Tatort“-Episode macht, ist nicht der Mordfall selbst, sondern alles andere. Der sonst fast unerträglich menschelnde Kommissar Ballauf wird hier kalt und kälter, ein rücksichtsloser Profi wie aus dem Bilderbuch der Polizei. Kollege Schenk rennt nicht nur dagegen an, sondern zerreibt sich am eigenen Bauchgefühl. Obendrein zeigt der „Tatort“-erfahrene Regisseur Sebastian Ko den schmerzhaften Zerfall der Familie Grevel und ihres Betriebs. Selbst die lustigen Momente um den Aushilfsassistenten Norbert Jütte (Roland Riebeling) sind von bitterer Melancholie getragen. Jütte ist Anfang 40, hat den ersten Herzinfarkt hinter sich und entschleunigt so sehr, dass selbst die an Zen-Buddhismus grenzende rheinische Ruhe arg auf die Probe gestellt wird. Ein geschickt erzählter Krimi.

ARD, Sonntag, 20.15