Wie der Urlaub eines Tatort-Kommissars halt so abläuft: Auf Langeoog wird eine Frau abgestochen, es gibt Action, drastische Bilder und einen falschen Verdacht. Aber letztlich nimmt man diesen Tatort wie die aktuelle Jahreszeit, schreibt Adrienne Braun.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Langeoog - Was ist mit diesem Jungen, der sich die Nägel blutig kaut und die familiäre Harmonie nicht gut ertragen kann? Es steht nicht gut um Florian (Leonard Carow). Er wird blutverschmiert in den Dünen gefunden neben einer Frau, der zwölf Mal in die Bauchregion gestochen wurde. Da liegt es fast auf der Hand, dass dieser psychisch labile Junge es war. „Aggressive Täterenergie“ – konstatiert die Polizei.

 

Eigentlich wollte Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) in dem NDR-Tatort „Mord auf Langeoog“ (Sonntag, 24. November, 20.15 Uhr im Ersten oder in der ARD-Mediathek) ein paar Tage Urlaub auf der Insel machen. Doch es ergeht ihm wie den meisten Tatort-Kommissaren: Wo sie sind, gibt es plötzlich Tote. Weil Falke sich sicher ist, dass der labile Florian es nicht war, mischt er sich trotz Urlaub ein.

Unheilvoll fegt der Wind über die winterliche Insel, tiefes Cello-Brummen unterstreicht die unwirtliche Atmosphäre, aber so richtig packend ist dieser Tatort nicht. Hier taucht ein mieser Typ auf, der KO-Tropfen vertickt, dort spielt ein ehemaliger Kapitän eine undurchsichtige Rolle. Die Tote hat brutale Todesszenen nachgestellt und fotografiert, und Falkes Kumpel hätte den psychisch angeschlagenen Florian auffällig gern los.

Das alles wirkt allerdings wie Stückwerk. Die verschiedenen Handlungsstränge werden am Schluss hurtig verknäuelt, es gibt noch ein wenig Action, aber letztlich passt dieser Tatort zur Jahreszeit: Man nimmt ihn, wie er ist. Wenn er vorbei ist: auch nicht schlimm.

Schönste Krimifloskel: „Wir sind nicht zuständig“, sagt Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring), der hin und her gerissen ist: Erholt er sich hier auf Langeoog oder mischt er sich doch ein, schließlich führt die Spur zu seinen Freunden.

Heimliche Stilikone: Nina Kunzendorfer, die als Christine Brandner auf Langeoog ermittelt, ist alles andere als ein Landei, sondern eine flotte und obendrein auch klarsichtige Polizistin.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Den Moment gibt es nicht. Am Ende ist der Täter zwar überführt, aber so richtig überzeugt ist man nicht von den diversen Verstrickungen.