Sie zanken und sie lieben sich. Bei Moritz Eisner und Bibi Fellner weiß man was man hat. Das Duo aus Wien ist stets unterhaltsam, leider hält das Drehbuch nicht Schritt bei diesem „Tatort“. Aus einem Agententhriller wird unvermittelt eine Schmonzette.

Wien - Bist du deppat?!“ So meckert nicht nur Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) seinen Chef Ernst Rauter (Hubert Kramar) an, das fragt sich auch der Zuschauer nach 90 Minuten Wiener „Tatort“. Ein bisschen deppat kommt man sich schon vor. Was wie ein Agententhriller beginnt, endet wie eine Schmonzette mit Pilcher-Versatzstücken.

 

Der Tod einer Journalistin im Wolfgangsee wirbelt eine meterdicke Staubschicht auf, die sich über den Tod eines ehemaligen Verteidigungsministers gelegt hatte. Karl Lütgendorf hatte sich 1981 erschossen, vier Jahre nachdem er wegen dubioser Geschäfte zurücktreten musste. Keine Erfindung der „Tatort“-Macher übrigens, das ist tatsächlich so geschehen. Bis heute hält sich das Gerücht, Lütgendorf sei umgebracht worden, weil er zu viel wusste. Diesen mysteriösen Tod nutzt Regisseur und Autor Thomas Roth als Vorlage, um Eisner und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) in ihrem 20. gemeinsamen Fall ermitteln zu lassen. Alles ist dabei: Waffenschieber, karrieregeile Staatsschützer, korrupte Politiker. Und die Zahl der Leichen nimmt im Laufe der 90 Minuten zu. Verwischt da jemand seine Spuren, räumt auf, um einen Skandal zu vermeiden? „Wenn wir den Stein ins Rollen bringen, rollen da jede Menge hohe Köpfe hinterher. Oder unsere eigenen“, sagt Eisner. Wie der erfahrene „Tatort“-Gucker weiß, ist am Ende natürlich alles ganz anders.

Dummerweise verliert aber Regisseur und Autor Thomas Roth den Überblick bei den Finten, die er ausgelegt hat, und verheddert sich in den vielen Handlungsfäden der Geschichte. Am Ende flattern sie durch die Lüfte, vieles bleibt rätselhaft, ist ärgerlich unlogisch. Da fragt man sich um 21.45 Uhr schon: Bist du deppat?!

„Tatort – Wahre Lügen“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD