Zwischenmenschliche Dramen, gesellschaftliche Missstände und das Grauen, das hinter der gutbürgerlichen Fassade lauert: „Zurück ins Licht“, der Bremer „Tatort“, besticht mit starken Charakteren und aktuellen Themen.

Stuttgart - Im neuen „Tatort“ aus Bremen nimmt das zentrale Verbrechen kaum Raum ein. In „Zurück ins Licht“ erzählen Regisseur Florian Baxmeyer und die Drehbuchautoren Christian Jeltsch und Olaf Kraemer stattdessen von zwischenmenschlichen Dramen, gesellschaftlichen Missständen und dem Grauen, das hinter der gutbürgerlichen Fassade lauert. Dabei beweisen sie ein außerordentliches Gespür für ihre Figuren und ein Auge für die kleinen Dinge, die manchmal alles entscheiden können.

 

In einem Bremer Parkhaus wird ein verlassener Wagen gefunden. Auf dem Rücksitz: getrocknetes Blut und ein herrenloser Finger. Das Auto gehört dem Chef eines großen Pharmaunternehmens, der seine Frau vor ein paar Monaten mit einem Abschiedsbrief und seine Firma mit einem Schuldenberg zurückließ. Beim Überprüfen seines Mobiltelefons stoßen Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) und ihr Kollege Stedefreund (Oliver Mommsen) auf einen Anruf der Pharmareferentin Maria Voss (Nadeshda Brennicke). Hat sie etwas mit seinem Verschwinden zu tun?

Zwischen Laszivität und Selbstzerstörung

Nadeshda Brennicke, die zuletzt in Christian Alvarts „Banklady“ überzeugen konnte, verdreht allen den Kopf. Ihr Spiel changiert zwischen Laszivität und Selbstzerstörung, zwischen knallharter Karrierefrau und zerbrechlich-zartem Wesen. Als in einen roten Mantel gehüllte Femme fatale wirbelt sie nicht nur die Ermittlungen, sondern auch das Privatleben aller Beteiligten gehörig durcheinander. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Stedefreund prescht nach vorne und Inga Lürsen hält sich besonnen im Hintergrund auf, bis das Schlimmste überstanden ist.

Eine der unbestreitbaren Stärken des beliebtesten deutschen Fernsehkrimis war immer schon, wie kaum ein anderes Format die Realität in der Bundesrepublik abzubilden. Das gelingt in „Zurück ins Licht“ bravourös. Regisseur Baxmeyer und sein Team behandeln scheinbar beiläufig große Themen unserer Zeit und sind dabei stellenweise aktueller, als ihnen selbst lieb sein kann. Lediglich der etwas angestaubte Soundtrack passt nicht so recht ins Bild.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr