Viele Farben, extravagante Motive, coole Typen und komplett tätowierte Bräute: auf der ersten Tattoo-Messe im Ludwigsburger Forum am Schlosspark gab es all das am Wochenende zu sehen.

Ludwigsburg - In der Luft liegt ein konstantes Surren, im Hintergrund wummern Bässe. Vornehmlich in Schwarz gekleidete Menschen mit teils riesigen Löchern in den Ohrläppchen und Red-Bull-Dosen in der Hand schieben sich durch die Gänge, an den meisten Ständen liegen oder sitzen halbnackte und bunt bemalte Menschen: Es ist Tattoo-Messe in Ludwigsburg. Manche Besucher sind von weither angereist, um sich am Wochenende im Forum am Schlosspark mit surrender Nadel ein Motiv in die Haut stechen zu lassen.

 

Wer ein Tattoo auf den Bauch bekommt, sollte Diät halten

Mitunter staunt der Tattoo-Laie nicht schlecht, was sich manche Menschen für den Rest ihres Lebens auf ihren Körper bannen lassen. Totenköpfe und Schlangen sind die eher harmloseren Motive. Brachialer geht es da schon auf dem Bauch eines 35-Jährigen zu, der extra aus der Schweiz angereist ist: Er lässt sich ein riesiges, durchaus Angst einflößendes Monstergesicht mit drei Augen mitten auf seinen Bauch verpassen. Ob er keine kleinen Kinder zuhause habe, die sich möglicherweise davor fürchten könnten? „Doch“, sagt der Schweizer und lacht. Viel größere Sorgen mache er sich aber eher darum, künftig nicht an Leibesfülle zuzunehmen, damit sich die Fratze mit zunehmendem Alter nicht verzerren möge.

Ein gewissermaßen einziges wandelndes Tattoo von Kopf bis Fuß ist der 42 Jahre alte Sänger Nader Rahy, der 2013 als Sieger aus der TV-Casting-Show „The Voice of Germany“ hervorging. Blumen und fremdländische Zeichen, Tiere und Buchstaben, Muster und Punkte zieren seinen gesamten Körper und sein Gesicht. Wie viele Tattoos es genau sind, kann Rahy gar nicht mehr sagen, er zählt sie nicht mehr mit und entscheidet sich ohnehin stets spontan, wann er sich welches Motiv stechen lässt. „Ich lasse mich in meinem Leben immer treiben und schaue, was kommt. Das gilt auch für meine Tattoos“, sagt der Sänger. Erst kürzlich habe er sich in Thailand wieder spontan für ein kleines Kunstwerk entschieden. So langsam gehe ihm allerdings der Platz auf seinem Körper aus.

Respekt vor der Kunst und dem Menschen

Auf dem besten Weg zur Ganzkörperbemalung ist auch Nathalie Jäger. Die 24-Jährige aus Reutlingen ist bereits stolze Trägerin mehrerer Motive und ließ sich am Wochenende ein Eichhörnchen samt Rehschädel auf das Bein drapieren. Gruselig. „Nein, wieso denn?“, sagt sie und erklärt ihre Intention. „Ich war schon als Kind immer viel im Wald und habe heute auch beruflich dort zu tun – das tote Reh und das Eichhörnchen gehören dort einfach dazu“, findet sie. Wer ihr dieses Bild stechen soll, stand für sie von vorneherein fest: Der Tätowierer Hieronymus sollte es sein, denn der habe einfach „megageiles Talent“. Drei Jahre lang habe er die Kunst in einem Studio erlernt, berichtet der Tätowierer und kritisiert, dass sich jeder in Deutschland Tätowierer nennen dürfe, der einmal jemandem etwas in die Haut gestochen habe. „Wer Tätowierer werden möchte, sollte aber zuerst einmal das Malen lernen und außerdem Respekt vor der Kunst und den Menschen haben – immerhin laufen die dann ein Leben lang mit dem Tattoo herum“, sagt er.

Seit mehr als 30 Jahren schon trägt die 51 Jahre alte Stefani Larisch ein Einhorn auf dem Oberarm. „Das Gebiss ist ineinandergelaufen, das möchte ich korrigieren lassen“, sagt sie. Zudem wolle sie ein keltisches Zeichen auf den Arm bekommen. „Nur, wenn in meinem Leben etwas Außergewöhnliches passiert, lasse ich mir eines machen – und das ist nun der Fall.“

Tattoos sind für viele wie eine Sucht

„Keine Ahnung“, weshalb sie sich nun ausgerechnet eine riesige Schneekugel samt Disney-Schloss und Rosen darin auf den Oberarm zaubern lässt, hat hingegen die 24 Jahre alte Isabelle Ricque. Sie findet es „einfach nur schön“, viele Motive auf dem Körper zu tragen – zwölf sind es inzwischen, ein Ende ist nicht in Sicht. Wenn man einmal damit angefangen habe, seien die Tattoos wie eine Sucht, sagt auch ihre Freundin Angelina Werner. Für die Veranstalter lohnt sich eine solche Einstellung auf jeden Fall: Die Messe im Forum war an beiden Tagen bestens besucht.