Bunte Farbe unter der Haut und das für die Ewigkeit. Unsere Autorin nimmt euch mit in die Tattoowelt und stellt dafür ein paar ausgewählte Studios aus dem Kessel vor. Den Anfang macht das Tattoostudio Butterberg im Stuttgarter Süden. 

Stuttgart - Wie wird man eigentlich Tätowierer:in? Welche Wege und Überzeugungen hängen damit zusammen? Eines ist sicher - vor uns liegt eine spannende Reise in die unterschiedlichsten Tattootudios im Kessel. Entstanden sind intensive, emotionale und vor allem ehrliche Gespräche, die euch unsere Autorin nicht vorenthalten möchte. Dabei gibt es nicht nur viel über das Tätowieren an sich zu erfahren, sondern auch einiges über Persönlichkeitsbildung. Im Studio Butterberg ist man sich nämlich einig, dass man mit jedem Tattoo immer mehr zu sich selbst findet.

 

Il Grande Tattoo

Das Butterberg-Team besteht aus Jan Schuttack, Connor Steinert und Ann Gilberg. Jan Schuttack aka Il Grande Tattoo war früher Lichttechniker und irgendwann sehr gelangweilt und genervt davon. Über Ann fand er schließlich seinen Weg in die Tattoo-Szene. Er selbst tätowiert seit circa zweieinhalb Jahren und hat zunächst mit Handpoke angefangen, bis er schließlich die Tattoomaschine für sich entdeckte. Aktuell sticht er sehr viele fiktive florale Motive. „Ich mache nicht so gerne eine exakte Kopie von einer Blume, die es schon gibt, sondern konzentriere mich auf den Schwung, auf die Komposition mit schönen Formen, Ornamenten und vielen Kreisen.“


Connor Steinert

Die Zeit nach dem Abi war für Connor alles andere als leicht. Er rutschte ab, fand aber glücklicherweise wieder Halt in einer Therapie. In dieser Zeit hat er versucht etwas zu finden, das ihn beschäftigt und das war in dieser schweren Phase das Zeichnen. „Ich dachte, ich kann das dadurch ganz gut zum Ausdruck bringen, was damals bei mir so los war“, erzählt Connor. Mit der Handpoke-Technik macht er die ersten Versuche auf seinem eigenen Arm, bis dieser schließlich voll ist. Auf Instagram waren die Leute begeistert von seiner Tattookunst, sodass er ein Kleingewerbe anmeldete. Mittlerweile sticht Connor vor allem aus Zeitgründen nur noch mit der Maschine.

Was ist eigentlich Handpoke?

Bei dieser Technik wird die Maschine einfach weggelassen und die mechanische Stechbewegung mit Hand und Nadel ausgeführt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass das Tattoo einen individuelleren Charakter bekommt und das Stechen an sich ein intimerer Prozess ist, da man mit dem Kunden sehr viel Zeit verbringt und diese Technik eine Art „Küchentisch-Romantik“ in sich trägt. Allerdings ist man bei Handpoke in Sachen Gestaltung und der Größe der Motive sehr eingeschränkt. Dennoch ist Handpoke vor allem für Anfänger eine sehr gute Art und Weise das Tätowieren zu erlernen, da man mehr Kontrolle über die einzelne Nadel hat und viel über die unterschiedlichen Hautbeschaffenheiten lernt.

Bitte keine Bedeutung!

Conor sticht nur Motive, die in seiner Instagram-Galerie zu sehen sind. Er weiß, dass das ein riesen Privileg ist, dennoch möchte er an dem eher traditionellen Stil und seinem Unique Sellingpoint festhalten und damit verhindern, dass Menschen zu viel Bedeutung in ein Tattoo hineinlegen. Es soll vielmehr um den Look und die reine Ästhetik des Tattoos gehen. „Viele brauchen diese Bedeutung, um das Tattoo rechtfertigen zu können“, so Connor.

Jan sieht das ähnlich. Wenn er eine Anfrage für ein bedeutungsvolles Tattoo bekommt, versucht er es immer auf eine elegante Art und Weise umzusetzen. Und auch so, dass die Bedeutung nicht sofort auffällt. Sie wollen beide zu 100 Prozent hinter den Motiven stehen, deshalb kommt es nicht in Frage nur noch customized zu stechen. „Man brennt irgendwann aus“, sagt Jan.

Tattoos - Ein Weg zum wahren Ich?

Jan Schuttack vermutet, dass die älteren Generationen das Tätowieren oftmals als einen großen Eingriff in den eigenen Körper wahrnehmen. „Man versucht sich zu rechtfertigen, indem man sagt, du veränderst dein Erscheinungsbild, deinen Gott gegebenen Körper und wenn man das tut, dann muss es auch einen Hintergrund haben." Egal, ob mit oder ohne Bedeutung, ein Tattoo erinnert vor allem immer an eine gewisse Lebensphase oder an die Person, die man zu dem Zeitpunkt war. Und irgendwie trägt man eben das nach außen, was man sowieso schon die ganze Zeit in sich getragen hat.

"Tattoos können helfen, dass man seinen Körper anders sieht und dass Hemmschwellen durchbrochen werden“, Jan.

Viele Menschen verunsichert der Gedanke, sich auf ein oder mehrer Motive festzulegen, die dann für immer unter ihrer Haut sind. Und dann kommt schnell die Frage auf: Was ist, wenn es mir irgendwann nicht mehr gefällt? Jan sieht das so: „Es ist immer eine Entscheidung für deinen eigenen Körper und dafür, wer du sein willst und das kann nur positiv sein.“

Schaut in der Bildergalerie vorbei, denn dort erfahrt ihr noch mehr über das Butterberg-Team und die tierisch süße Unterstützung im Studio.