Auf der Landesbank steht nun ein großer Brutplatz für Stadttauben zur Verfügung: Ein Hauptziel ist die Kontrolle der Population. Man ersetzt die Taubeneier durch Gips- oder Kunststoffeier. Seit Projektbeginn wurden so schon mehr als 43 000 Eier ausgetauscht

Die künftigen Bewohner haben ihr mögliches neues Zuhause schon mal ins Visier genommen. Als am Donnerstagnachmittag der frisch errichtete Taubenschlag auf dem Dachplateau der Landesbank unweit des Hauptbahnhofs bei einem Pressetermin vorgestellt wurde, hatte sich eine ganze Gruppe von Tauben als interessierte Gäste in der Nähe des neuen Holzhäuschens niedergelassen. Wenn in ein paar Tagen die Einflugluken öffnen, drinnen artgerechtes Futter und Wasser bereitgestellt wurden und die Brutplätze vorbereitet sind, dann können und sollen die Tiere einziehen. Bis zu 140 Tauben finden darin Platz.

 

16. Unterkunft des Stadttaubenprojekts

Es ist die 16. Unterkunft im Rahmen des Stuttgarter Stadttaubenprojekts, einer 2008 begonnenen Initiative des Tierschutzvereins Stuttgart und Umgebung und der Landeshauptstadt. Erreicht werden soll eine dauerhafte und tierschutzgerechte Lösung des Problems von zu vielen Tauben im Stadtgebiet. „Das ist der effektivste Ansatz im Sinne der Menschen und der Tiere“, sagt Dorothea Koller vom Amt für Öffentliche Ordnung. Ein Hauptziel ist die Kontrolle der Population, indem man die Taubeneier noch vor dem Ausbrüten durch Gips- oder Kunststoffeier ersetzt. Seit Projektbeginn wurden so schon mehr als 43 000 Eier ausgetauscht. Das ist zwar eine stattliche Zahl, doch andererseits läuft die Produktion bei den Tieren auf Hochtouren. „Eine Taube legt durchschnittlich sechs bis sieben Mal im Jahr zwei Eier“, so Koller über eine Art Wettlauf, der für den Menschen kaum zu gewinnen ist.

Stadt stellt 160 00 Euro bereit

Der Vorteil der Taubenschläge: Bis zu 80 Prozent des Taubenkots landet dort drin und reduziert damit die Verschmutzung im Stadtgebiet. Dies alles ist der Verwaltung einiges wert. Rund 160 000 Euro für jährliche Betriebskosten stellt die Stadt bereit. „Die finanziellen Mittel sind nicht das aktuelle Problem. Es fehlt an Mitarbeitern und Stellplätzen“, sagt die Projektleiterin Julia Bischoff vom Tierschutzverein. Derzeit kann sie 40 Personen, davon acht in Teilzeit oder auf Minijob-Basis Angestellte, regelmäßig einsetzen. Eigentlich zu wenig, um die notwendige Aufgabe der täglichen Reinigung der Taubenschläge zu gewährleisten. Andererseits sucht das Stadttaubenprojekt dringend weitere Plätze. „Gerade rund um den Hauptbahnhof ist die Taubensituation katastrophal“, ist Bischoff der Landesbank dankbar, dass diese einen im Vorjahr geknüpften Kontakt nun aufgriff und ihr Dach zur Verfügung stellt.

Interessierte können sich unter der E-Mail-Adresse taubenteam-stuttgart@gmx.de melden.