Tierschützer arbeiten jeden Sonntag im Ikea-Parkhaus in Ludwigsburg, um die Taubenpopulation einzudämmen. Die Vögel sind dabei nicht die einzigen Tiere, die rund ums Möbelhaus leben.

Ludwigsburg - Ikea steht für Gemütlichkeit und modernes Wohnen. Doch die Gastfreundlichkeit kennt Grenzen. Im Parkhaus des Ludwigsburger Möbelhauses haben es sich massenhaft Tauben wohnlich gemacht. Mit unappetitlichen Folgen für Kunden und Mitarbeiter. Kot auf dem Boden und auf geparkten Autos, außerdem Nester, die Abflussrinnen verstopfen. Etwa 80 der grauen Hausbesetzer hat Anne Pieplow auf Mauervorsprüngen und in Spalten ausgemacht.

 

Und dort sollen sie jetzt wieder raus. Die 40-jährige Besigheimerin und etwa 15 Ehrenamtliche sind im Auftrag des Ludwigsburger Tierschutzvereins Woche für Woche über Stunden in dem Parkhaus zugange, um Nester zu entfernen und Eier gegen Kunststoffattrappen auszutauschen. Dafür rücken sie mit Leitern und Rollgerüsten an. Der Erfolg sei bereits zu sehen. „Wir haben nun seit Ende Oktober rund 60 Eier getauscht beziehungsweise entfernt“, sagt Anne Pieplow. Anfangs habe man noch Küken und Eier kurz vor dem Schlüpfen entdeckt, mittlerweile seien nur noch drei Nester bewohnt.

Ikea will die Tauben umsiedeln

Das Ganze passiert in enger Abstimmung mit Ikea. Noch bis Ende August haben die Tierschützer die Genehmigung, sonntagnachmittags das Gelände zu betreten und tätig zu werden, sagt Jenny Ärlemalm, eine Unternehmenssprecherin. Tatsächlich sei das Kot-Problem zuvor groß gewesen, und man habe sich schon lang mit dem Gedanken getragen, etwas gegen die Vögel im Parkhaus zu tun. „Wir lehnen Gift ab, sondern wollen die Tauben umsiedeln“, betont sie, „wir hätten gern irgendwann ein Taubenhotel.“

Was damit gemeint ist, erklärt Anne Pieplow so: Tauben sind standorttreu. Wenn man sie vertreibt, lassen sie sich ein paar Meter weiter wieder nieder. Daher installieren Tierschützer vielerorts betreute Taubenschläge, in denen die Vögel gezielt angefüttert werden, damit sie ihren bisherigen Wohnort verlassen und sich in den Spezialunterkünften niederlassen, wo sie niemanden stören. Auch dort werden Eier dann ausgetauscht, damit die Population nicht wächst. Ein Dutzend solcher Vogelhäuser betreiben die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Projekts Stadttauben bereits erfolgreich in Stuttgart.

Honig für die Mitarbeiter

Der Tierschutz liegt den Mitarbeitern des Ludwigsburger Möbelhauses nicht fern, wie Jenny Ärlemalm erklärt. Es gebe mehrere Bienenvölker, die auf dem Firmengelände summen, der Honig werde im Angestelltenrestaurant ausgegeben. Im Frühling sei zudem die Installation eines Insektenhotels geplant.

Und auch die Vogelschützer wollen weitermachen. „Wir erhoffen uns eine Signalwirkung. Das Konzept mit den Taubenschlägen hat Hand und Fuß“, sagt Anne Pieplow. Sie wünscht sich eine Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Ludwigsburg, bislang habe das nicht geklappt. Die Tierschützerin Anne Pieplow betont: „Es geht nur mit der Taube.“