Nach drei Monaten der erste große Auftritt: Prinzesschen Estelle, die Tochter von Victoria und Daniel, lässt sich ganz ohne Proteste taufen.

Stockholm - Geborgen lag sie in den Armen ihrer Eltern, mit Flunsch und aufmerksamem Blick. Selbst als Stockholms Erzbischof Anders Wejryd die Kleine an sich nahm, um ihr das Taufwasser über den Kopf zu gießen, ließ sie das ungewohnte Geschehen ohne Proteste über sich ergehen: Schwedens dreimonatige Prinzessin hat am Montag ihren ersten großen öffentlichen Auftritt ganz musterhaft gemeistert. Die Nummer zwei in der Thronfolge wurde in der Schlosskirche auf den Namen Estelle Silvia Ewa Mary getauft, und 21 Salutschüsse taten das freudige Ereignis auch jenen Stockholmern kund, die es nicht zu Hause am Fernsehbildschirm verfolgten.

 

Von allen Neugeborenen in Stockholm werden heutzutage nur noch 37 Prozent getauft, für Estelle allerdings ist dies institutionelle Pflicht. Schwedens Regent und seine potenziellen Nachkommen müssen der lutherischen Kirche angehören, und König Carl Gustaf bestand darauf, diese Bestimmung auch nach der Trennung von Staat und Kirche vor zwölf Jahren beizubehalten. So war auch die Tauffeier reich an historischer Symbolik. Das Taufbecken, aus 50 Kilogramm Sumatra-Silber gegossen, war seit der Taufe des späteren Gustav III. im Jahr 1746 bei allen derartigen Zeremonien im Einsatz. In Estelles Taufkleid lag 1906 auch schon ihr Ururgroßvater Gustaf Adolf. Das Taufwasser hingegen, das in früheren Zeiten aus dem Fluss Jordan stammte, kam diesmal von der schwedischen Insel Öland, zu der die Kronprinzessin Victoria ein besonderes Nahverhältnis hat.

Prinz Daniel, schwarzer Gehrock und silberner Schlips, hatte seine Tochter in die Kirche getragen. Mama Victoria, im lilafarbenen Kleid und passendem Hütchen, übernahm sie nach der Predigt. Norwegens Kronprinz Haakon las eine Lesung, Prinz Carl Philip, Estelles Onkel, goss das Wasser ins Becken. Beide sind Paten, wie auch der niederländische Kronprinz Willem-Alexander, die dänische Kronprinzessin Mary und Anna Westling Söderström, Daniels große Schwester. Anschließend verlieh der König seiner Enkelin den Serafimer-Orden, heftete ihr in der Kirche das lange blaue Band der höchsten Auszeichnung des Königshauses an.

Das Interesse der Zuschauer gilt Chris O’Neill und Sofia Hellqvist

All das durchlebte die Getaufte mit aufmerksamem Blick, „ganz der Opa“, flüsterten ein paar Zaungäste. Gegen ein bisschen Gequengel beim Schlusssegen half dann der Schnuller. Und als die Mama das Mädchen danach dem jubelnden Volk zeigte, das sich tausendfach auf dem Schlossplatz versammelt hatte, da schlief der Säugling selig ein und bekam vom anschließenden Empfang für die Ehrengäste wenig mit.

Unter diesen war Dänemarks Königin Margrethe die ranghöchste, das Interesse der Neugierigen galt aber zwei Leuten, die sich verstohlen in Bankreihe 19 drückten: Chris O’Neill und Sofia Hellqvist. Der 36-jährige US-Millionärserbe ist der neue Lover von Prinzessin Madeleine. Das 27-jährige Model, das sich schon für die Dokusoap „Paradise Hotel“ ausgezogen hat, bildet seit geraumer Zeit ein Paar mit Prinz Carl Philip. Dass die beiden zu einem hochoffiziellen Festakt eingeladen wurden, obwohl keiner von ihnen mit den Königskindern verlobt ist, bezeichnen Hofexperten als absolutes Novum in den höfischen Traditionen. Victoria und Daniel hätten darauf bestanden, die Familie zu versammeln, heißt es, und der König als Gastgeber habe sich dem Willen gebeugt, auch wenn Sofia und Chris nicht mit ihren Partnern, sondern miteinander in die Kirche einzogen.

Doch dass sie mitfeiern durften, gibt jetzt den Gerüchten über nahe bevorstehende Hochzeiten gewaltigen Auftrieb. Schließlich sind sich alle in Schweden einig, dass das Wohl der Monarchie vom Auftreten der jungen Generation abhängt. Estelle ist aber noch nicht so weit.