Pulsierende Geschäftigkeit prägen den Alltag in Frankfurt. Nur 40 Minuten Zugfahrt entfernt ticken die Uhren völlig anders.  

Frankfurt am Main - Auf Hochtouren stampft die 70 Jahre alte Dampflokomotive der Baureihe 52 den knackigen Anstieg im Taunuswald von Kelkheim hinauf nach Königstein: die 25 Promille Steigung zählt zu den steilsten Eisenbahn-Abschnitten in Hessen. Eng, heiß, laut und rußig ist es im Führerstand. Dampflokführer Klaus Mühleisen wird im Takt der Kolbenschiebersteuerung rhythmisch durchgeschüttelt.

 

Doch sein Blick ist ruhig und konzentriert auf die Gleise vor ihm geheftet. Mit seiner jahrzehntelangen Routine bringt der 68-Jährige Naherholungssuchende in die Burgenstadt Königstein unterhalb des Großen Feldbergs. Der Vorsitzende des Vereins Historische Eisenbahn Frankfurt hatte im September 1977 als letzter Absolvent eine Dampflokführer-Ausbildung bei der damaligen Deutschen Bundesbahn gemacht. „Ich genieße es, nach meiner Pensionierung die Schönheiten des Taunus mit dem Dampfzug zu erkunden“, verrät der in Frankfurt lebende Mühleisen. Die meisten Erholungsuchenden - zumal die Städter aus Frankfurt - steuern den mit 881 Meter höchsten Berg direkt mit dem Auto an.

Die Anfahrt im Dampfzug, ein absolutes Muss

An Sommerwochenenden tummeln sich die Menschenmassen rund um „den Höchsten im Taunus“. Dabei hat der mit 134 775 Hektar zweitgrößte Naturpark in Hessen noch viel mehr zu bieten. Viele Sehenswürdigkeiten sind ganz einfach mit der Taunusbahn zu erkunden. Die kurvenreiche Eisenbahnstrecke durch das hessische Mittelgebirge steht zu besonderen Anlässen sogar unter Dampf. Neben den Dampf-Sonderfahrten von Frankfurt in das Burgenstädtchen Königstein (RMV Linien RB 12) steuert Klaus Mühleisen beispielsweise auch die ehemalige Kreisstadt Usingen (RB 15) an. Dort findet im September der Laurentiusmarkt statt. Für viele Familien ist die Anfahrt im Dampfzug zum größten Volksfest im Hintertaunus (6. bis 9. September) in das Residenzstädtchen ein absolutes Muss. Das Leben im Taunus ist noch etwas langsamer getaktet als in Frankfurt.

Das genießen Naherholungsuchende vor allem im Hessenpark. Das größte Freilichtmuseum Hessens zeigt die ländliche Entwicklung des Bundeslandes während der letzten 400 Jahre. Dabei gelingt der Zeitsprung in frühere Epochen spielend - dank dem in Deutschland einzigartigen Auftritt von professionellen Schauspielern während der regulären Öffnungszeiten. Vor der Fachwerkkulisse nehmen die Schauspieler die Besucher mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. „Wir wollen die alten Zeiten nicht glorifizieren.

"Das schönste Mittelgebirge der Welt"

Das Landleben war und ist nicht so idyllisch, wie es trendige Land-Magazine vorgaukeln“, sagt Oliver Klaukin, Chef der Schauspieltruppe. Dank Museums- und Theaterpädagogik können die Besucher des Freilichtmuseums Details und Episoden aus dem Alltag in vergangenen Jahrhunderten hautnah und lebendig miterleben. In den fünfziger und sechziger Jahren kamen Touristen aus ganz Deutschland in den Taunus. Viele Menschen aus dem Ruhrgebiet blieben für einen langen Erholungsurlaub. Das Mittelgebirge war so bekannt, dass der Autohersteller Ford alle deutschen Modelle nach dem Zweiten Weltkrieg bis ins Jahr 1967 den Namen ‚Taunus‘ verlieh. „Schon der Naturforscher Alexander von Humboldt bezeichnete den Taunus als schönstes Mittelgebirge der Welt“, sagt Kjell Schmidt, Chef von 35 Naturparkführern.

Idealer Ausgangspunkt für Erkundungstouren ist das Taunus Informationszentrum an der Hohemark. Vis-à-vis der gleichnamigen Endhaltestelle der U-Bahnlinie 3 gelegen, eröffnet das neue Besucherzentrum des Naturparks einzigartige Perspektiven auf den Taunus. Als Naherholungsgebiet schätzen auch viele Industrieunternehmen und Banken den Taunus. Sie laden zu Tagungen oder Geschäftsessen in die Feldberg-Region. Nach wie vor steht der Taunus aber auch für die Tradition der ehrwürdigen Kurbäder von Königstein, Bad Homburg, Bad Schwalbach oder Bad Nauheim. Viele Besucher verbinden vor allem die Champagnerluft in Bad Homburg und die edlen Küchen der Restaurants in Kronberg oder Königstein mit dem Mittelgebirge.

Natur und Geschichte der Gegend lassen sich auch auf dem 30 Kilometer langen Limeserlebnispfad erleben. Kjell Schmidt empfiehlt den Weiltalweg. Auf diesem 48 Kilometer langen Rad- und Wanderweg können Besucher die Schönheiten des Mittelgebirges von der Quelle der Weil am Großen Feldberg bis zur Mündung in die Lahn in Weilburg entdecken.

So wird das Reisewetter in Deutschland

Infos zum Taunus

Anreise
Per Bahn: Mit ICE/IC von Stuttgart nach Frankfurt Hbf. Umsteigen in die RB 12 (HLB) nach Königstein oder die S-Bahn S5 nach Bad Homburg. In Bad Homburg nochmaliger Umstieg in die RB 15 (HLB) nach Usingen - Grävenwiesbach und Brandoberndorf. Oder ab Frankfurt Innenstadt: S-/U-Bahn-Knoten Hauptwache: Mit der U3 bis Endstation Oberursel-Hohemark.

Per Pkw: über die A8 und die A5 bis zum Bad Homburger Kreuz. Von dort die A 661 in Richtung Taunus: Abfahrten Bad Homburg, Oberursel, Usingen und weiter als B 455 nach Oberursel Hohemark (Taunus-Informationszentrum) / Feldberg, Kronberg und Königstein.

Unterkunft
4-Sterne-Landhotel Zum Hessenpark, Laubweg 1, 61267 Neu-Anspach, Tel. 06081/4 46 70, EZ/ÜF 90 bis 100 Euro, DZ/ÜF 125 Euro, www.landhotel-hessenpark.de ;

4-Sterne-Naturpark Hotel Weilquelle, Limesstr. 16, 61389 Schmitten im Taunus - Oberreifenberg, Tel. 06082/9 70-0, EZ/ÜF 80 bis 130 Euro, DZ/ÜF 100 bis 170 Euro, www.naturparkhotel.de ;

3-Sterne-Landgasthof-Hotel Zur Linde, Obergasse 2, 61276 Weilrod - Gemünden, Tel. 06083/9 13 70, EZ/ ÜF 50 Euro, DZ/ÜF 80 bis 90 Euro, www.landgasthof-linde.de ; Jugendherbergen (ideal für Familien, über www.jugendherberge.de ) in Bad Homburg, Oberreifenberg und Grävenwiesbach.

Allgemeine Informationen
www.taunus.info www.naturpark-taunus.de.

Sehenswürdigkeiten/Ausflüge
www.hessenpark.de , www.frankfurt-historische eisenbahn.de , www.lochmuehle.de .

Interaktive Wanderkarte vom Naturpark Taunus unter http://karte.naturpark-hochtaunus.de/

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