Nachdem der eine Traum erfüllt war, reiften bei den deutschen Volleyballern gleich die nächsten. Am Wochenende hatte sich das Team um Superstar Georg Grozer beim Qualifikationsturnier von Rio de Janeiro das Olympiaticket gesichert. Vorzeitig sogar, das 3:0 über die Ukraine am Sonntag bestätigte mit dem siebten Sieg im siebten Spiel nur noch den bärenstarken Eindruck, den die Mannschaft hinterlassen hatte. Nun ist schon von einer Medaille in Paris im kommenden Sommer die Rede. „Man sollte nie aufhören, an seine Träume zu glauben“, sagte der 38-jährige Grozer. Und formulierte gleich den nächsten.
Zwar haben die deutschen Volleyballerinnen die erste Möglichkeit verpasst, ebenfalls das Ticket für die Sommerspiele im kommenden Jahr zu lösen. Es gibt aber noch die Chance, dass auch die Frauen des Deutschen Volleyballverbands (DVV) dabei sein werden. Und: Kürzlich hat Georg Grozers Tochter Leana im Nationalteam debütiert.
„Vielleicht“, sinnierte der Papa, „schafft sie es, in den Olympiakader zu kommen.“ Vater und Tochter gemeinsam im Olympischen Dorf – es wäre eine wunderbare Geschichte. Womöglich nicht die einzige, die die Teamsportarten in Paris schreiben werden.
Die Volleyballer haben sich jedenfalls erstmals seit 2012 wieder für die Spiele qualifiziert, weshalb die Hoffnung keimt, dass in der französischen Hauptstadt wieder mehr deutsche Teams in den Mannschaftssportarten vertreten sein werden. Und damit das deutsche Team insgesamt wächst.
Basketballer sind als Weltmeister dabei
425 Athletinnen und Athleten umfasste das Team D jeweils bei den Sommerspielen von Rio 2016 und Tokio 2021. Je fünf Teams hatten sich in den klassischen Mannschaftssportarten qualifiziert. In Rio wären 14 Teams möglich gewesen, in Tokio 16. So viele sind es auch im kommenden Jahr in Paris. Und in den kommenden Monaten wird noch zu klären sein, in wie vielen dieser Disziplinen Deutschland vertreten sein wird. Denn: So berechtigt die Hoffnung auf viele Mannschaften für Paris ist – so hoch sind teilweise noch die Hürden. Und mancher Traum ist auch schon geplatzt. Ein Überblick:
Basketball Durch den WM-Titel haben die Basketballer ihr Paris-Ticket bereits in der Tasche – der Anspruch, um eine Medaille zu spielen, ist längst formuliert. Die Basketballerinnen spielen im Februar ein Qualifikationsturnier gegen starke Konkurrenz. In Rio war kein deutsches Basketball-Team vertreten, in Tokio waren nur die Männer dabei, die das Viertelfinale erreichten.
3x3-Basketball Die Streetball-Variante gehört seit 2021 zum olympischen Programm, in Tokio war Deutschland nicht vertreten. Für 2024 stehen die Qualifikationsturniere erst noch an.
Fußball In Rio war das Fußballturnier noch ein großer Erfolg für die deutschen Teams. Die Frauen holten Gold, die Männer Silber. In Tokio fehlten dann schon die Fußballerinnen, die Männer holten keine Medaille – und werden in Paris fehlen. Grund ist das Vorrundenaus bei der U-21-EM 2022. Bei den Frauen werden die Olympia-Plätze über die Nations League vergeben. In die startete das deutsche Team mit einer Niederlage gegen Dänemark und einem Sieg gegen Island. Unter dem Interimscoach Horst Hrubesch soll nun aber die Qualifikation für Paris noch gelingen. Nötig ist voraussichtlich der Einzug ins Nations-League-Finale.
Handball Noch ist kein deutsches Team qualifiziert. Bei den großen Turnieren – WM der Frauen, EM der Männer – könnte sich das im Winter ändern. Aber nur, wenn je der Titel geholt wird. Ansonsten gibt es im Frühjahr die Qualifikationsturniere. Für das der Männer ist das deutsche Team bereits qualifiziert. Die Frauen müssen dafür bei der WM im Dezember mindestens Rang sieben erreichen. Sie waren 2016 und 2021 nicht dabei, die Männer wurden Dritter und Sechster.
Die Hockey-Teams müssen sich noch qualifizieren
Hockey In Rio de Janeiro holten die deutschen Teams jeweils Bronze, in Tokio keine Medaille. Weil weder Männer noch Frauen kürzlich in Mönchengladbach den EM-Titel holen konnten, sind die Qualifikationsturniere im nächsten Jahr entscheidend.
Rugby Seit 2016 ist die Rugby-Variante mit sieben Spielern Teil des Olympiaprogramms. Deutsche Teams waren noch nie dabei – das wird sich in Paris nicht ändern.
Volleyball Im Gegensatz zu den Männern haben sich die Frauen noch nicht qualifiziert. Das kann über die Weltrangliste gelingen. Über sie werden noch fünf Plätze vergeben. Die Männer waren 2012 letztmals bei Olympia dabei, die Frauen 2004.
Wasserball Sowohl 2016 als auch 2021 fand das olympische Wasserball-Turnier ohne deutsche Beteiligung statt. Die EM im Januar und die WM im Februar bieten Möglichkeiten zur Qualifikation. Für beide Events müssen die deutschen Teams aber erst einmal einen Startplatz ergattern.
Vor vielen deutschen Mannschaften liegt also noch viel Arbeit – oder das Prinzip Hoffnung. Beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) hofft man natürlich auf möglichst viele Teams. Wie maßgeblich deren Teilnahme für Größe und Erfolg einer Delegation sein können, lässt sich übrigens an einem anderen Beispiel zeigen. Fidschi war 2021 mit 30 Athletinnen und Athleten in Tokio vertreten. 26 davon spielten Rugby – 13 Männer holten Gold, 13 Frauen Bronze.