Viele technische Geräte, die in Science Fiction beschrieben werden, sind später tatsächlich in der einen oder anderen Form entwickelt worden. Das mutet fast wie Hellseherei an. Tatsächlich aber liegt es an ganz anderen Fähigkeiten der Autoren.

Stuttgart - Die Kommunikation umfasst Bild und Ton“, heißt es in dem Bericht. „Sie können die Person, mit der Sie telefonieren, sowohl hören als auch sehen. Der Bildschirm dient nicht nur dazu, um die Leute zu sehen, die Sie anrufen, sondern auch, um Dokumente und Fotos zu prüfen oder ein Buch zu lesen.“ Das ist nicht etwa der Werbetext für ein Smartphone, sondern ein Auszug eines Essays aus dem Jahr 1964. Er stammt von Isaac Asimov, dem Autoren von „I, Robot“, der sich vor fünfzig Jahren überlegte, was er auf der Weltausstellung 2014 zu sehen bekäme. In dem Essay schreibt er außerdem über Energieversorgung, Autos und Roboter. Letztere „werden existieren, auch wenn sie weder verbreitet noch ausgereift sind. Anwendung finden sie unter anderem in der Gartenarbeit.“ Was Asimov wohl zu Mährobotern gesagt hätte?

 

Isaac Asimov ist nicht der einzige Science-Fiction-Autor, der Vorhersagen über die Zukunft getroffen hat, die später eingetreten sind. Einer der frühesten Vertreter dieses Genres war Jules Verne. In „Von der Erde zum Mond“ beschrieb der Autor hundert Jahre vor der Mondlandung der Mission Apollo 11 wie eine solche Reise aussehen könnte. Er lag mit vielen Vermutungen richtig – zum Beispiel damit, dass die Rakete von Florida aus starten würde.

Die Literatur sah nicht voraus, wie viel gespeichert wird

Aber auch wenn sich Vorausdeutungen durch Literatur und Filme der Science Fiction ziehen, kann man die Autoren nicht als Wahrsager bezeichnen. Andreas Böhn, Literaturwissenschaftler am Karlsruher Institut für Technologie, beschäftigt sich schon länger mit der Frage, ob Science Fiction die Wirklichkeit beeinflussen kann. „Es ist ganz natürlich, dass zutreffende Voraussagen in der Öffentlichkeit eher beachtet werden als solche, die nicht eingetroffen sind“, erklärt er. Manche Entwicklungen dagegen wurden gar nicht vorausgesehen – wie die Miniaturisierung in der Computertechnologie. Niemand in der Science Fiction hatte geahnt, dass es so wichtig werden würde, viele Daten auf wenig Raum zu speichern.

Vom 19. Jahrhundert bis heute hat sich auch die Erwartung an Science Fiction geändert. Während Jules Verne künftige Techniken beschreiben wollte, handeln die Geschichten heute hauptsächlich vom Verhältnis der Menschen zu technischen Neuerungen. Ein Beispiel der vergangenen Jahre sind die „Tribute von Panem“, die in einem endzeitlichen Amerika spielen. In der Buchreihe wird die Gesellschaft kontrolliert, indem Kinder aus dem ganzen Land in eine Arena geschickt werden, um dort gegeneinander bis zum Tod zu kämpfen. Der Erfolg der Bücher und Kinoverfilmungen löste eine Welle an Dystopien, negativen Zukunftsvisionen, aus.

Dystopien beschreiben ein neues Verhältnis zur Technik

Im Unterschied zu Vernes Geschichten will diese düstere Art von Science Fiction nicht beschreiben, wie es in 100 oder 200 Jahren auf der Erde aussieht. „Dystopien beschreiben eine grundsätzliche Änderung in unserem Verhältnis zur Technik“, sagt Böhn. Die Geschichten spiegeln wider, dass die Menschen der Technik nicht mehr blind vertrauen. Science Fiction lädt zum Träumen ein und hat schon den einen oder anderen Wissenschaftler in seiner Arbeit inspiriert. Sie dient aber nicht dazu, die Zukunft vorauszusagen. Wenn ein Autor mit seiner Vorhersage richtig lag, dann hatte er keine hellseherischen Fähigkeiten. Er wusste vielmehr die Fortschritte in der Technik zu deuten.