Tausende Fans haben die Stuttgarter Schleyerhalle am Freitag in einen riesigen Club verwandelt. Techno-DJ Paul Kalkbrenner feierte in der sonst so ungemütlichen Halle in Bad Cannstatt eine fast familiäre Party.

Von außen betrachtet mag es unsinnig erscheinen, 40 Euro auszugeben um zuzuschauen, wie jemand Platten auflegt. Kein Wunder, dass sich der eine oder andere Nörgler vor dem Konzert des Techno-Produzenten Paul Kalkbrenner am Freitag in der Schleyerhalle kaum mehr eingekriegt hat vor bruddeln: DJs könne man in der Stuttgarter Innenstadt an einem Freitagabend auch für 10 Euro haben.

 

Aber Paul Kalbrenner ist spätestens seit seinem Film "Berlin Calling", in dem er einen psychotischen Techno-DJ aus Berlin spielt, so etwas wie der Star der jüngeren deutschen Techno-Szene. Und deshalb tritt er am Freitag nicht in einem x-beliebigen Club auf, sondern gastiert im Rahmen seiner "Guten Tag"-Tour in der Schleyerhalle, dem größten Konzertsaal, den Stuttgart zu bieten hat.

So visuell langweilig, wie das erstmal klingt, ist es auch gar nicht: Helle LED-Leinwände sind auf der Bühne neben und hinter Kalkbrenners Pult aufgebaut, Scheinwerfertraversen hängen bis in die Mitte der Halle, die Nebelmaschine läuft praktisch ohne Unterlass. Auch Kalkbrenner ist auf den Leinwänden immer wieder in Aktion zu sehen. Er legt übrigens gar keine Platten auf, sondern schraubt hauptsächlich mit großem Elan an den Reglern eines großen Mischpults und diverser anderer elektronischer Geräte herum.

Überraschend guter Klang

Der Klang ist ebenfalls überraschend gut: Während andere Bands oft Mühe haben, die Schleyerhalle akustisch auszufüllen, dringt Kalkbrenners elektronische Musik bis in den letzten Winkel vor. Der Boden bebt. Das bunt gemischte Publikum dankt es ihm bis in die letzte Reihe mit lautem Jubel.

Hauptverantwortlich für seinen Erfolg ist Kalkbrenners spezieller Sound. Er hat es geschafft, eine feine Symbiose zwischen Techno und Pop herzustellen, bei der er Melodien mit Wiedererkenneungswert mit der charakteristisch harten Techno-Bassdrum mixt. Das gilt nicht nur für seinen Überhit "Sky & Sand", sondern auch für viele weitere Songs.

Kalkbrenners Techno ist deshalb sowohl für sonnige Sonntagnachmittage im Park wie auch dunkle Technoclubs geeignet, sowohl für alte Love-Parade-Haudegen wie auch junge Techno-Fans. So hat es der unprätentiöse DJ geschafft, sich von der Masse der vielen Electro-DJs abzuheben, seinen eigenen Stil zu kreieren und Technoplatten an Menschen zu verkaufen, die dem Genre sonst fern bleiben. Das dürfen auch die Preisnörgler ruhig mal anerkennen.