Die Messe ist halt die Messe. Einfach große Räume. Für das richtige Partyfeeling haben die SEMF-Macher deshalb Dekomeister Frank Fierke engagiert. Der setzt auf überdimensionale Ballone.

Stuttgart - Die Messe ist halt die Messe. Einfach große Räume. Da braucht es schon mehr als ein paar Bühnen und eine Starkwatt-Anlage für das Partyfeeling – vor allem reicht das nicht, wenn man ein „Winter Open Air“ verspricht. Deswegen muss man Leben in die kahlen Wände bringen. Neben dem bekannten Rollrasen, den großen beleuchteten Puppen und mächtigen Visuals, die ein Himmelsfirmament an die Decke projizieren, lässt Frank Fierke, wie schon im letzten Jahr, seine fliegenden Luftobjekte durch den Raum schweben. Die haben auf der SEMF einen Durchmesser von bis zu acht Metern. Das ist aber noch nichts im Vergleich zu seiner 60 auf 30 auf 10 Meter großen und begehbaren Chromosom-Installation, die einst in den Wagenhallen ausgestellt wurde. Für derartige Projekte sucht der Künstler, der am Wochenende zwischen SEMF, Konstanz und dem Haus der Geschichte hin und her jettet, übrigens ein neues Atelier. „Kannste das erwähnen?“ Mission erfüllt.

 

„Air supported spaces & objects“ - was kann man sich darunter vorstellen?

Frank Fierke: Dabei handelt es sich um luftgestützte Objekte, also Objekte, die relativ groß sind. Der Hauptanteil ist Luft. Ich beschreibe quasi die kleine Umgebung zwischen innen und außen. So kann man recht große Sachen machen, wie eben beim SEMF. Die Messehalle eins mit 20.000 Quadratmetern kann man auf die Art schön bespielen.

Also eine Art Ballone?

Auch. In der Architektur nennt man das Pneus, quasi aufgeblasene Teile. Wir arbeiten dabei sowohl mit Helium, als auch mit warmer oder überwiegend kalter Luft. Bei der SEMF hängen die Objekte hauptsächlich an der Decke, das Thema lautet Planeten. Wir liefern die Sonne, die Rote Materie und noch ein paar Pneus.

Wie groß sind Deine Objekte?

Die kleinen Teile sind im Durchmesser 3,50 Meter. Arg viel kleiner darf es auch nicht sein bei einer 20.000 Quadratmeter großen Halle. In 100 Metern Entfernung sieht das natürlich recht klein aus, aber dafür ist der Ah-ha-Effekt umso größer, wenn man drauf zu läuft. Die Sonne ist ringförmig und hat einen Durchmesser von 6,50 Meter. Aufgeblasen kriegt die Installation einen gewölbten Bauch, ähnlich wie ein Smartie. Die Objekte werden mit speziellen Lichteinheiten beleuchtet, die nur für diese Teile da sind und nicht die Bühne ausleuchten. So entstehen quasi zwei Parallelwelten. Auf der großen Bühne stehen außerdem noch zwei „Schneekugeln“ von mir.

Was können die?

Die können einfach da stehen. Oder Tänzer steigen rein, die Kugeln sind durchsichtig, und tanzen darin über die Bühne. Das Tolle an luftgestützten Sachen ist, dass man die auch mal ganz schnell wegpacken und dann wieder ausdehnen kann, ein schöner Effekt.

Wie lange baut man an so einem Ding?

(lacht) Das ist unterschiedlich, daran kann man mitunter jahrelang bauen! Für einfachere Formen gehen ein, zwei Wochen ins Land. Allerdings: Die 90er Jahre sind vorbei, heutzutage muss man schon etwas nachdenken. Ideen sind immer da, das größte Problem ist das Geld. Die Leute wollen „groß“, aber heutzutage muss man gucken, wie viel Geld man wohin schaufeln kann. Da ist es natürlich praktisch, dass mein Hauptmaterial Luft ist, das ist ja bis jetzt noch günstig. Ich komme von der Freien Kunst, und ich nenne das oft arbeiten zwischen Tiefsinn und Schwachsinn. Ist das jetzt Kunst? Oder macht es Spass? Oder kann Kunst Spass machen?

Stichwort Spass: Bist du dann am Samstagnacht die ganze Zeit beim SEMF vor Ort?

Nein, gegen Mitternacht gehe ich heim. Ich habe am nächsten Tag noch einen anderen großen Auftritt im Haus der Geschichte, die feiern Zehnjähriges, und ich bin mit klassischen Musikern, zwei Rezitatoren, interaktiven Computerscreenings und mehreren Objekten im Haus verteilt vor Ort. Das wird heiß, da sind viele Leute unterwegs.

Wie kamst du überhaupt zu dieser Kunstform?

Vor 20 Jahren stand ich im Atelier und malte, und es liefen gerade die Berichte über die Angriffe auf Ausländerwohnheime im Fernsehen. Da hab ich gedacht, nee, da kann ich jetzt keine bunten Bilder mehr malen, und habe einfach einen aufgeblasenen Sack gemacht - weil davon gibt es wirklich genug.

Verstehe.

Also wirklich zurück auf null. Über die Jahre hat es sich erwiesen, dass die Leute darauf stehen, vielleicht auch weil sie meine Arbeiten fühlen können, es ist etwas Körperliches. Innerhalb der letzten 20 Jahre haben sich teilweise auch Objekte angesammelt, die man für eine Techno-Party nutzen kann.

Ist die SEMF dann nicht der erste Berührungspunkt mit Techno-Partys?

Kleine Clubs habe ich immer wieder bespielt, aber die großen Veranstaltungen habe ich jetzt erst durch die SEMF kennengelernt. Die Jungs sind im letzten Jahr auf mich zugekommen, da ich zuvor schon öfters mit den Leuten der Dundu Puppe zusammengearbeitet habe. Die riesige Puppe ist dieses Jahr auch wieder als Festival-Maskottchen in der Messe am Start.

Übrigens: Am Donnerstagabend wurden die Timetables der vier Floors auf der Facebook-Page www.facebook.com/semf.net des Festivals veröffentlicht. Check your Lieblings-DJ.