Mit Massentierhaltung hat das nichts zu tun: Zwei Brüder aus Stuttgart-Degerloch halten derzeit acht Black-Angus-Rinder. Ihnen ist es wichtig, dass die Tiere ein gutes Leben haben, bevor sie sterben müssen.

Degerloch - Satt und gleichmütig schauen die acht Angus-Rinder über den Zaun ihrer Wiese auf dem Tegerhof. Der Besuch interessiert sie nur mäßig, schnell senkt sich das Haupt der Tiere, um wieder etwas Gras zu fressen. Das schwarze Fell der gedrungenen Rinder glänzt – ein Zeichen für Gesundheit. Seit einem Jahr haben Friedrich und Patrick Haag Black-Angus-Rinder auf dem Hof, ihre Weide befindet sich direkt neben der Gänsewiese.

 

Die Rasse stammt ursprünglich aus der Küstenregion Ostschottlands, wird mittlerweile aber weltweit gezüchtet. Die Haags beziehen die Rinder von einem Züchter aus der Nähe von Trier. Bis jetzt läuft alles nach Plan, böse Überraschungen habe es keine gegeben, sagt Friedrich Haag. „Über die Haltung wussten wir ja vorher schon gut Bescheid.“ Die Rinder haben an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden lang Zugang zur Weide, und diesen würden sie auch bei Wind und Wetter nutzen, so die Brüder. Kälte- und wärmeempfindlich seien sie nicht. Erst bei extremer Hitze suchten sie im Unterstand Zuflucht.

Die Tiere haben sehr viel Auslauf

Vor dem Jahreswechsel hatten die Brüder deshalb etwas Sorge. Wie würden die Tiere auf den Böller-Krach reagieren? Doch die Bedenken zerstreuten sich schnell, von dem seltsamen Ritual der Menschen ließen sich die schwarzen Rinder nicht aus der Ruhe bringen. Aggressiv würden die Bullen auch nicht, erklärt Friedrich Haag. Das liege daran, dass sie auf dem Tegerhof viel Auslauf hätten, sehr viel mehr sogar, als die Bio-Richtlinie der EU vorsieht. Bei den Brüdern selbst hat die Haltung der Rinder das Bewusstsein darüber geschärft, was und wie man isst.

Beim Essen haben die beiden insgesamt ein gutes Gefühl, wissen sie doch, dass das Tier gut gelebt hat. Und dass es keine Panik bei der Schlachtung hatte, auch das ist den beiden wichtig. Der Metzger in Lenningen, mit dem sie zusammenarbeiten, schlachtet nur ein Tier pro Tag. Vor der Schlachtung hätten die Tiere keine Angst, keinen Stress, wie es in großen Schlachthöfen üblich sei, sagt Patrick Haag. Merke der Metzger, dass das Tier unruhig werde, dann lasse er ihm mehr Zeit.

Die Brüder setzen auf ein Qualitätsprodukt

Natürlich muss sich das Geschäft mit den Rindern, das die Brüder nebenberuflich betreiben, auch rechnen. Mit der Fleischtheke im Kaufland wolle man freilich nicht konkurrieren, betont Friedrich Haag. Stattdessen setzt man auf ein Qualitätsprodukt, das auch seinen Preis hat. Die Rinder wachsen langsam und lagern viel intramuskuläres Fett ein, das dafür sorgt, dass das Fleisch beim Braten, Grillen und Schmoren saftig bleibt. Sie liefern eher wenig Ertrag, dafür hohe Qualität.

Das hat sich auch bei den Kunden herumgesprochen. Die Nachfrage ist stark. Das liegt an der Güte des Fleischs, aber auch daran, dass die Menschen wissen, wo es herkommt. „Viele finden es toll, dass die Tiere draußen an der frischen Luft sind“, sagt Friedrich Haag. Der Kundenkreis beschränke sich nicht auf gut betuchte Gourmets, sondern spiegle den gesamten Querschnitt der Gesellschaft wieder, fügt er hinzu.

Ob sie noch mehr Rinder dazu holen werden, wissen Patrick und Friedrich Haag noch nicht. Druck gebe es keinen. Wichtig ist den beiden etwas anderes. „Wir sind von der Haltungsform überzeugt. Das Konzept wird nicht verändert“, sagt Friedrich Haag.