Claudia Papert hat den Spätzle-Schwob gerettet. Die ehemalige Mitarbeiterin der Geradstettener Traditionsfirma Kull hat die Produktion und den Vertrieb der Teigpressen übernommen, nachdem das Unternehmen hatte Insolvenz anmelden müssen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Rudersberg - Wer kennt sie nicht, die Presse, durch die man den Spätzleteig in siedendes Salzwasser drückt? Seit 1939 erleichtert der Original Kull Spätzle-Schwob allen die Arbeit, die schwäbische Eierteigwaren entweder nicht schaben können oder denen das zu mühsam ist. „Angeblich kam Robert Kull auf die Idee dazu, als er seiner Frau beim Kochen zugesehen hat“, sagt Claudia Papert, die sich mit der Geschichte des Spätzleschwobs bestens auskennt. Nicht nur, dass sie schon sechs Jahre lang mit der Produktion und dem Vertrieb der Pressen zu tun hat, sie hat mittlerweile die Geschäfte komplett übernommen, nachdem die Firma 2010 Insolvenz hatte anmelden müssen.

 

Insolvenz nach dem Firmenumzug

„Das war kurz nach dem Umzug von Geradstetten nach Rudersberg“, sagt die Geschäftsfrau. Die Gießerei, in der sie ihre Firma einquartiert hat, ist der Neubau, den Kull damals errichtet hatte. Heute heißt die Gießerei AMS und produziert unter anderem die Pressen für Claudia Papert, die mit „Kull-Spätzlespressen“ einen Raum in dem Gebäude bezogen hat. „Die Maschinen waren ja noch alle da“, sagt sie. Also habe sie diese, die Namensrechte und Patente gekauft und wieder mit der Produktion begonnen. „Ich lasse den Spätzle-Schwob jetzt als Kunde von AMS produzieren.“ In verschiedenen Arbeitsschritten werden die Einzelteile aus Aluminium gegossen, gestanzt, ausgedampft und poliert, bis sie entweder silbern glänzend oder in einer von 15 Farben verpackt werden. „Die Endkontrolle mache ich selbst“, sagt die energische Frau, die seit zwei Jahren ihr eigenes Ein-Frau-Unternehmen ist.

Insgesamt rund 18 000 Spätzle-Schwoba „made im Schwobaländle“ produziert sie jährlich, sagt Claudia Papert. Mittlerweile seien die pinkfarbenen ein echter Renner. „Die jungen Leute fahren halt darauf ab“, sagt sie. Die farbig lackierten Pressen sind sogar spülmaschinengeeignet, die anderen nicht. „Die laufen dann an, was immer wieder passiert. Ich bekomme da zum Teil ganz rührende Emails, wenn ein Mann seiner Frau in der Küche helfen wollte und den Spätzle-Schwob in die Spülmaschine gesteckt hat.“ Doch auch da hilft die Frau, die den Spätzlespressenmarkt auf keinen Fall Produkten made in China überlassen wollte. „Man kann mir die angelaufenen Pressen schicken, dann lasse ich sie hier wieder polieren.“

Patent seit 1939

Am 14. Juni 1939 hatte Robert Kull sein Patent über eine „Teigpresse an einem mit Teigaustrittlöchern versehenen Topf mit einem Handstempel“ angemeldet. Der Schlossermeister aus Bad Cannstatt produzierte seine Erfindung zuerst in einem reinen Familienbetrieb, also zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern. Sitz des Unternehmens war Remshalden-Geradstetten. Die Firma hat aber auch andere Teile produziert, unter anderem für die Automobilindustrie. Der Spätzle-Schwob war das Eigenprodukt. Seit 2011 führt nun Claudia Papert das Geschäft unter dem Namen Kull weiter. Sie beliefert hauptsächlich Haushaltswarengeschäfte, hat aber auch einen Online-Shop, in dem man neben den Pressen auch Zubehör wie Kochbücher, Schaumlöffel oder Schaber und Brettle zum Handschaben der Spätzle kaufen kann.

Der Spätzle-Schwob sei unter den Spätzlepressen nach wie vor der Favorit. Die Handhabung, das Zerlegen zum Reinigen sei einfacher als bei Konkurrenzprodukten. Das merke man, wenn man verschiedene ausprobiere. Außer Spätzle kann man mit dem Spätzle-Schwob Kartoffelpüree pressen oder Spaghetti-Eis. „Ich habe viele Eisdielen unter meinen Kunden“, sagt Claudia Papert. Neben dem Spätzlesschwob gibt es seit einiger Zeit auch das Modell Spätzle-Fix, dessen Lochung unregelmäßig ist, um die Teigwaren handgeschabt wirken zu lassen.

„Gekaufte Spätzle gibt es bei mir nicht mehr. Selbst gemacht sind sie viel schneller als viele Leute denken“, sagt Claudia Papert. „Kässpätzle“, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen auf die Frage nach ihrem Lieblings-Spätzle-Gericht. „Ich bin halt ein echter Käse-Fan.“