Teilhabe-Projekt in Ostfildern Geflüchteten Mädchen und Frauen Perspektiven geben

Olivia von der Dellen Foto: Ines Rudel

Ein Teilhabe-Projekt für geflüchtete Mädchen und Frauen in Ostfildern fördert das Land mit 120 000 Euro. Die Kinder- und Jugendförderung realisiert das Vorhaben in der Stadt.

Junge Frauen und Mädchen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren, ist das Ziel eines neuen Teilhabe-Projekts in Ostfildern. Dafür bekommt die Stadt aus dem Fördertopf des Landes zur Stärkung der Integration 120 000 Euro. „Diese Frauen erreichen wir schwer“, sagte Olivia von der Dellen, die Leiterin der Kinder- und Jugendförderung (Kiju) Ostfildern. Sie stellte das Vorhaben nun den Gemeinderäten im Verwaltungsausschuss vor.

 

„MiT bringen – Menschen in Teilhabe bringen“ lautet der Arbeitstitel für das Projekt, das über drei Jahre laufen soll. Träger ist die Kinder- und Jugendarbeit des Kreisjugendrings Esslingen. Mit im Boot ist die Bürgerstiftung Ostfildern, die bereits jetzt ein dichtes Netz an Hilfsangeboten finanziert und auch tatkräftig unterstützt. 17 junge Frauen und Mädchen, die in den Unterkünften für Geflüchtete in Ostfildern leben, bekommen so eine Chance, ins Berufsleben einzusteigen. „Das geht nicht ohne Hilfe und Begleitung“, verweist Olivia von der Dellen auf kulturelle Unterschiede. Mit dem Landesprogramm des Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration habe man nun die Chance, die Frauen und Mädchen aus anderen Kulturkreisen in die Gesellschaft zu integrieren. Mit einer 40-Prozent-Stelle wird die Sozialpädagogin Hayal Ayik, die in Ostfildern die Fachstelle für Demokratie betreut, das Projekt aufbauen und begleiten.

Wenig Chancen für Frauen und Mädchen

Gerade in Ländern wie Afghanistan oder dem Irak haben Frauen und Mädchen wenig Chancen, sich in der Gesellschaft ein Standbein aufzubauen. In Syrien genießen Frauen zwar mehr Rechte. Dennoch haben auch dort wegen des Bürgerkriegs gerade Mädchen im ländlichen Raum nur schwer Zugang zu Bildungsangeboten. Die Schwelle, sich im fremden Land beruflich zu etablieren, liegt nach von der Dellens Ansicht hoch.

Da soll das Projekt Brücken bauen. „Diese jungen Frauen und Mädchen erreichen wir als Mehrheitsgesellschaft schwer“, schildert die Sozialpädagogin das Dilemma. Es gehe darum, Einstellungen zu ändern. Bundesweit betrachtet, nehmen nach ihren Worten nur zehn Prozent dieser Frauen am Arbeitsmarkt teil. Ihnen Perspektiven des deutschen Bildungssystems und seiner Chancen aufzuzeigen, ist für die Kiju-Leiterin das Ziel.

Aufsuchende Arbeit mit den Migrantinnen

„Unsere Arbeit wird am Anfang aufsuchend sein“, weiß von der Dellen um die Schwierigkeit, die Mädchen, Frauen und Familien aus den anderen Kulturkreisen zu erreichen. Als gläubige Muslima hat die künftige Projektleiterin Hayal Ayik hier jedoch einen guten Draht. „Einige der Frauen haben schon eine Vorbildung“, sagt Kiju-Leiterin von der Dellen. „Es geht uns darum, die Frauen zu stärken und Probleme zu bewältigen.“ Das geht aus ihrer Sicht nur mit guter Beziehungsarbeit. Man wolle den Frauen Ängste nehmen, damit sie sich besser in der deutschen Gesellschaft zurechtfinden.

Wie sieht die Arbeit des Teilhabe-Projekts konkret aus? „Es geht um Beratung, um Stärkung, um den Abbau von Hemmschwellen“, bringt von der Dellen die wichtigsten Ziele auf den Punkt. Dann wolle man den Migrantinnen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie sich beruflich entwickeln können. Um sie „raus aus der Isolation“ zu holen, schweben ihr Workshops oder offene Cafés vor.

„Wir sind froh, dass es gelungen ist, die 120 000 Euro nach Ostfildern zu bekommen“, lobt Stefanie Sekler-Dengler den Einsatz der Kiju, deren ehrenamtliche Vorsitzende sie ist. Die SPD-Fraktionschefin verwies auf die Worte von Bundesarbeitsminister Hubert Heil, wie schwierig es sei, geflüchtete Frauen in die Gesellschaft zu integrieren. Dass die Bürgerstiftung das Projekt finanziell unterstützt und so den Spielraum erweitert, freut die Kommunalpolitikerin.

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