Der Betrugsfall, bei dem eine Holzgerlinger Seniorin auf eine angebliche Gesundheitsamtsmitarbeiter hereingefallen ist, gibt weiter Rätsel auf. Die Lösung liegt womöglich in einer vor fünf Jahren in Berlin gestohlenen Geldbörse.

Holzgerlingen - Zu dem rätselhaften Betrugsfall, bei dem eine Holzgerlingerin Seniorin auf den Anruf einer angeblichen Gesundheitsamtsmitarbeiterin hereingefallen ist, gibt es neue Erkenntnisse.

 

Wie berichtet, hatte eine unbekannte Anruferin die 75-Jährige am Dienstag kontaktiert. Sie gab an, ihr einen Impftermin beim Gesundheitsamt in Böblingen vermitteln zu können und erzählte zudem von einer vorgeblichen Kooperation mit der Kreissparkasse. Auf diese Weise erschlich sie sich die Bankkartennummer der Seniorin.

Angeblich zum Datenabgleich las die unbekannte Täterin der Holzgerlingerin bei dem Anruf eine Reihe biografischer Daten vor und zeigte sich dabei verblüffend gut informiert: Sogar Geburtsort und Mädchenname der Seniorin waren bekannt. Die Daten brauchten die unbekannten Täter offenbar, um via Telefonbanking Geld vom Konto der Seniorin abzuzapfen.

Laut Polizeisprecherin Yvonne Schächtele vom Polizeipräsidium Ludwigsburg ist dieser Fall mit seiner ungewöhnlichen Vorgehensweise bisher einzigartig. Schließlich sei der Aufwand für die Betrüger groß: Im Fall der Kreissparkasse mussten sie bei einem Servicemitarbeiter anrufen und mehrere Sicherheitsfragen beantworten. „Da werden personenbezogene Fragen gestellt, die nur die Kontoinhaber wissen können“, sagt Banksprecherin Miriam Höhn. Etwa die letzte Kontobewegung. Oder die Bankkartennummer. Offenbar hatten die Täter daher auch erst beim dritten Mal Erfolg. Wegen des mit der Bank vereinbarten Tageslimits erbeuteten sie dabei auch nur einen vergleichsweise geringen Betrag.

Die Polizei geht nun den Geldbewegungen nach – und auch die sind ziemlich unüblich. Die 2000 Euro sind nach ersten Erkenntnissen nicht gleich ins Ausland verschwunden. Nun fragen sich die Ermittler: Wie könnten die Täter an die Daten der 75-Jährigen gelangt sein? „Ich habe bei keinem Gewinnspiel, keinem Preisausschreiben mitgemacht“, sagt die 75-Jährige. Sie habe auch kein Onlinebanking, bei dem Daten abgefischt worden sein könnten.

Nach weiteren Recherchen dieser Zeitung gibt es jetzt eine mögliche Erklärung dafür, warum die Täter so gut über ihr Opfer Bescheid wussten und bei dem Anruf nicht nach der Kontonummer, sondern nur noch nach der Kartennummer auf der Rückseite der EC-Karte gefragt haben. Vielleicht liegt die Wurzel allen Übels in Berlin: Dort wurde der Holzgerlingerin vor fünf Jahren die Geldbörse gestohlen. Das Geld war weg, auch die Ausweise und Scheckkarten. Zwar wurden die nach ein paar Tagen gefunden und zurückgeschickt. Doch die Daten könnten davor wohl noch in dunkle Kanäle gewandert sein.