Ein weiteres Stück der Telefonleitung zwischen Neuhausen und Harthausen ist schadhaft. Eine Interessen-gemeinschaft sammelt Unterschriften.

Harthausen/Sielmingen - Täglich ziehen sich Wolfgang Reinhold und Hans Hofmann Gummistiefel an und stapfen über die Baustelle, um sich über den Fortschritt bei den Reparaturarbeiten an der schadhaften Leitung zu informieren. Noch immer sind Teile Harthausens ohne Telefon oder Internet. Den Technikern, die bei Regen, Sturm, Nässe und Kälte im Einsatz sind, machen die beiden aber keinen Vorwurf. Sie loben sie sogar, denn sie wissen, dass die Arbeiten äußerst mühselig sind.

 

Als studierter Nachrichtentechniker kann Hofmann erklären, wie die Arbeiten ablaufen: „Ein neues Kabel wird parallel zum alten gelegt. Wenn die verbunden sind, dann wird das alte herausgenommen.“ Nachdem die ersten 40 Meter der Hauptleitung in der Nähe des Verkehrsübungsplatzes Sielmingen nach einem Wasserschaden repariert waren, musste an weiteren 400 Meter Kabel eine sogenannte Y-Spleißung, eine Umleitung, eingerichtet werden. Am Freitag waren Techniker dabei, weitere 330 Meter einzuspleißen. Man wünscht es den betroffenen Bürgern zwar nicht, ausgeschlossen ist es aber nicht, dass die Techniker noch mehr Schäden an der Leitung auf freiem Feld zwischen Neuhausen und Harthausen finden.

Beim Spleißen werden die zuvor abgetrennten kleinen, bunten Kupferkäbelchen wieder miteinander verknüpft. Zwei Techniker, an jedem Ende der Leitung einer, sprechen sich dabei über Funk miteinander ab. Jeweils zwei Drähtchen führen zu einem Telefonanschluss. Welche beschädigt sind und welche nicht, muss in Kleinstarbeit herausgefunden werden. „So kann es sein, das in einem Haus ein Telefon von der Störung betroffen ist und das andere nicht“, erläutert Hofmann.

Forderung nach sicherer Glasfaserleitung

Zusammen mit den Gewerbetreibenden Michael Schmücker und Andrea Schmücker haben Reinhold und Hofmann eine Interessengemeinschaft ins Leben gerufen und in zehn Harthäuser Geschäften Unterschriftenlisten ausgelegt. „Das Maß ist voll“ steht in dicken Lettern auf dem Brief. Die Telefonstörung nimmt die Gruppe jetzt zum Anlass, eine sichere und zukunftsorientierte Glasfaserleitung mit schnellem Internet zu fordern. Am Montagabend werden sie in der Gemeinderatssitzung in Bernhausen die Unterschriftenlisten und einen Brief an die Oberbürgermeisterin und den Gemeinderat übergeben. „Wir Harthäuser und alle mit der 07158-Vorwahl sind von der modernen Gesellschaft abgekoppelt“, heißt es in dem Schreiben.

Etwa 300 Unterschriften haben die Initiatoren bereits gesammelt. Mit ihrer Aktion wollen sie dem zügigen Fertigstellen der Reparaturarbeiten ebenso Nachdruck verleihen wie ihrer Forderung nach schnellerem Internet. Den Ausbau des Glasfasernetzes soll die Stadt bevorzugt weitertreiben. „Die Stadtteile mit der 0711-Vorwahl haben alle das schnelle Netz, wir haben das langsame und eine marode Leitung“, sagt Hofmann. Sein Mitstreiter Reinhold vergleicht die Situation Filderstadts mit einer Familie mit fünf Kindern. Drei haben Farbfernsehen, Internet und Telefon auf dem Zimmer, zwei haben nur einen Schwarz-Weiß-Fernseher und kein Telefon. „Was glauben Sie“, fragt er, „was in so einer Familie los wäre?“

„Die Oberbürgermeisterin hat 1000 Wutbürger in Harthausen“, sagt der Fotograf und ergänzt: „Wir würden uns wünschen, dass die OB selbst Stiefel anzieht und sich die Misere auf der Baustelle anschaut.“ Gabriele Dönig-Poppensieker hat inzwischen auf Anfragen von Stadträten reagiert und mit der Telekom Kontakt aufgenommen. „Zu einer der nächsten Sitzungen des Gemeinderats oder eines Ausschusses wird ein Vertreter der Telekom kommen“, erklärt Pressesprecher Jens Theobaldt. Dieser werde sich dann zum Schadensereignis äußern und erklären, warum die Entstörung so lange gedauert hat.