Die Deutsche Telekom baut sukzessive die meisten ihrer Telefonzellen ab – auch in Vaihingen und Möhringen. Kaum jemand benutzt die öffentlichen Geräte noch, weil fast jeder ein Handy hat.

Filder - Erleben, was verbindet. So wirbt die Telekom auf Plakatwänden und im Fernsehen für ihre Telekommunikationsprodukte. Was wirklich verbindet, erlebt man allerdings erst, wenn man sich auf die Suche nach Relikten aus längst vergangenen Tagen macht: Telefonzellen. Egal ob gelb, grau-magentafarben oder auch nur die Basisvariante ohne Häuschen – die früher ortsbildprägenden Zellen sind verschwunden. Und das verbindende Element ist die Spurensuche.

 

„Statistisch gesehen hat jeder Deutsche mindestens ein Handy“, sagt Markus Jodl, ein Pressesprecher der Telekom. Deshalb habe auch die Bedeutung der Telefonzelle abgenommen. Scheinbar ist die Bedeutung für den Konzern sogar so gering, dass sich niemand mehr verpflichtet fühlt, über die Standorte Buch zu führen. Auf Anfrage unserer Redaktion heißt es in der Stellungnahme „die von ihnen gewünschten Daten halten wir in dieser Form für die externe Kommunikation nicht vor“. Mit etwas Glück können bei der Suche auch noch andere, kompetente Menschen helfen.

Telefonhäuschen sollen abgebaut werden

In diesem Falle weiß vielleicht jemand bei der Stadt etwas. Schließlich müssen die Standorte für die Telefonzellen einst genehmigt worden sein. Doch weit gefehlt: „Nach Paragraf 50 der Landesbauordnung für Baden-Württemberg zählen Fernsprechleitungen zu den verfahrensfreien Vorhaben“, erklärt der Pressereferent der Stadt, Jan Minges. Das bedeutet, dass keine baurechtliche Genehmigung der Stadt notwendig ist. Wie der Zufall es will, haben die Bezirksvorsteher von Vaihingen und Möhringen quasi zeitgleich eine Nachricht über den geplanten Abbau von Telefonzellen erhalten.

„Da ich weiß, dass es noch Menschen gibt, die Telefonzellen nutzen, werde ich mich dagegen aussprechen“, betont der Vaihinger Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt. Die betroffenen Standorte an der Katzenbachstraße 84 in Vaihingen und an der Schönbuchstraße 12 in Rohr seien „unwirtschaftlich“, heißt es bei der Telekom. Eine Aussage, die auch Möhringens Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann nicht einfach hinnehmen will: „Ich möchte zuerst wissen, was ,Unwirtschaftlichkeit’ bedeutet und wie stark die Zellen frequentiert sind“, sagt Lohmann. Vorher werde er einem Abbau der Telefonzellen an der Widmaierstraße, Ecke Plieninger Straße in Möhringen und an der Kurt-Schumacher-Straße 192 im Stadtteil Fasanenhof nicht zustimmen.

Das Handy hat die Telefonzelle verdrängt

„Die Bedeutung der Telefonzelle hat mit dem Siegeszug des Handys abgenommen. Der Kunde entscheidet über die Dichte des Telefonnetzes“, erklärt Jodl den Abbau und verweist darauf, dass man seit einiger Zeit gebrauchte Telefonhäuschen kaufen kann. Wer sich als bekennender Nostalgiker eine Telefonzelle in den Garten stellen möchte, kann eine gelbe Zelle für 450 Euro oder ein magenta-graues Telefonhäuschen für 350 Euro erwerben – zuzüglich Mehrwertsteuer versteht sich. Und der Transport müsse ebenfalls in Eigenregie und auf eigene Kosten erfolgen, teilt Betina Kückels-Viehl mit. Sie ist die zuständige Sprecherin bei der Telekom.

Wann genau die Telefonzellen in Möhringen und Vaihingen abgebaut und eventuell verkauft werden, steht nicht fest. Wer also noch einmal wie anno dazumal telefonieren möchte, muss sich beeilen.