Die Telekom verwendet auf den letzten Metern oft wenig leistungsstarke Kupferkabel anstelle von Glasfaser. Im Interview sagt Telekom-Vorstand Dirk Wössner, was er in Stuttgart vorhat.

Stuttgart - Bislang hat kein Anbieter in Deutschland so viel Glasfaserkabel verlegt wie die Telekom. Doch meist verwendet der Konzern auf den letzten Metern wenig leistungsstarke Kupferkabel. Im Interview sagt Telekom-Vorstand Dirk Wössner, was er in Stuttgart vorhat.

 
Herr Wössner, wie lösen Sie in Stuttgart das Problem der letzten Meile, bei der häufig noch Kupferkabel eingesetzt werden?
Wir verlegen bei diesem Projekt Glasfaser direkt bis zu den Privathaushalten und zu den Unternehmen. Ähnlich gehen wir zwar bereits bei Projekten in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen vor, in der Größenordnung ist das Vorhaben in der Region Stuttgart aber einzigartig.
Warum gelingt es ausgerechnet hier?
Das hat viel mit der Art und Weise zu tun, wie das Projekt geplant wurde. Dadurch, dass sich die Region zusammengeschlossen hat und uns gegenüber als eine Einheit auftritt, ist die ganze Sache nicht so komplex. Denn auch unsere Ressourcen sind begrenzt und wir können nicht mit jedem der 300 Landkreise in Deutschland einzeln über das Thema Glasfaserausbau in Verhandlungen treten. Das Partnerschaftsmodell in Stuttgart ist bislang deutschlandweit einmalig und wir hoffen, dass es beispielgebend ist.
Die Absichtserklärung ist ein Etappenziel. Was muss nun passieren, damit am Ende ein Rahmenvertrag steht, den die Telekom unterschreiben kann?
Wir müssen nun ins Detail gehen und durchplanen, was der Ausbau für jeden Landkreis bedeutet. Zudem muss es uns gelingen, einen einzigen Rahmenvertrag auszuhandeln. Ich kann nicht mit jeder betroffenen Kommune ein anderes Regelwerk abschließen. Und schließlich müssen die regulatorischen Rahmenbedingungen klar sein. Hier gibt es von politischer Seite noch Nachholbedarf.
Was heißt das?
Es muss klar sein, dass Glasfaserkabel, die bis ins Haus gehen, anders reguliert werden als die Kupferkabel. Wir gehen hier langfristige Investitionen ein. Uns ist aber heute noch nicht klar, wie das Regelwerk in 15 Jahren aussieht. Das ist kein zufriedenstellender Zustand. Außerdem müssen wir neu regeln, wie Glasfaserkabel verlegt werden dürfen. Dabei geht es um die Frage, ob das immer unterirdisch passieren muss, oder ob es auch schnellere und noch effizientere Möglichkeiten gibt.
Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, dass bis 2025 in allen Haushalten mit Gigageschwindigkeit gesurft werden kann. Das erreichen Sie bei dem Stuttgarter Projekt nicht. Ist die Bundesregierung zu ehrgeizig oder sind Sie zu wenig ambitioniert?
Wir werden es schaffen, dass die Glasfaserinfrastruktur bis 2025 überall dort zur Verfügung steht, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Das heißt: in Schulen und bei Unternehmen. Das Ziel der Bundesregierung, ist ambitioniert, und das ist gut so. Aber es ist auch klar, dass einen solchen Ausbau die Telekom allein nicht schaffen kann. Hier sind alle Wettbewerber gefragt. Unser Ziel ist es, möglichst schnell möglichst vielen Menschen in Deutschland schnelles Internet zur Verfügung zu stellen. Wir investieren Milliarden für Millionen und setzen dabei auf einen Technologiemix aus Glasfaser, Mobilfunk und bald auch Super Vectoring.
Es ist klar, dass Firmen superschnelles Netz brauchen. Aber wie sieht es mit der Nachfrage bei den Verbrauchern aus?
Aktuell ist die Nachfrage von Privathaushalten nach superschnellem Internet tatsächlich noch verhalten. 50 Mbit ist für einen durchschnittlichen Haushalt heute völlig ausreichend. Gigageschwindigkeit wären 1000 Mbit. Allerdings ist uns auch klar, dass der Bedarf nach superschnellem Internet mit der Zeit steigen wird. Darum müssen wir jetzt anfangen, die Infrastruktur der Zukunft zu schaffen – und zwar nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die Privathaushalte.