Dass sich Fahrer brav ans Tempolimit 30 halten, glauben viele Bezirksbeiräte im Stuttgarter Süden zwar nicht. Aber sie setzen darauf, dass die Raser runterbremsen und die übrigen Fahrer langsamer unterwegs sind als zuvor.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Stuttgart - Ob ein nächtliches Tempolimit für Heslach kommt, wird sich erst zeigen, wenn Ende des Monats der neue Luftreinhalteplan des Landes beschlossen wird. Aber die Mehrheit des Bezirksbeirates ist schon mal dafür – wenngleich auch nur eine haarscharf knappe Mehrheit. Die Grünen hatten bei der Sitzung am Dienstagabend einen entsprechenden Antrag eingebracht, und der wurde recht kontrovers diskutiert. Da das Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) im neuen Luftreinhalteplan die Höchstgeschwindigkeit in der Innenstadt der Landeshauptstadt ohnehin auf 40 Stundenkilometer begrenzen möchte, wolle man „die Verwaltung auffordern, Synergien zu nutzen und gleichzeitig Tempo 30 nachts einzuführen“, so die Grünen in ihrem Antrag. Das Stuttgarter RP wird das Verfahren um den aktuellen Luftreinhalteplan Ende dieses Monats abschließen.

 

Tempolimit nutzt nichts ohne Kontrollen

Die Grünen führen an, dass die Anwohner von Böheim-, Möhringer und Böblinger Straße seit Jahren über Lärm klagten und eine nächtliche Geschwindigkeitsbegrenzung forderten. „Auch im Lärmaktionsplan werden die jeweiligen Straßen mit hoher und sehr hoher Lärmbelastung genannt.“ Da Tempo 40 im Talkessel unmittelbar bevorstehe, solle man rasch Forderungen nachlegen.

Das sah Roland Petri von der CDU genau umgekehrt: „Wenn man in der Stadt eine Akzeptanz für Tempo 40 herstellen will, dann sollte man nicht noch extra Tempolimits einrichten. Die Autofahrer sollen sich erst mal bei 40 Stundenkilometern akklimatisieren.“ Die Stadt sei tempotechnisch ohnehin schon ein „Flickenteppich“, befand Marion Eisele von der SPD: „Wenn man mit dem Auto durch die Stadt fährt, bekommt man alle zwei Minuten eine neue Geschwindigkeitsvorgabe.“ Im übrigen zeitigten sie keine Wirkung, solange sie nicht auch überwacht würden, wie der Alltag zeige: „Das Gros der Autofahrer hält sich an keine Verkehrsregeln in Stuttgart.“

Lärmbelastung sinkt mit der Geschwindigkeit

Karl Stahr von der FDP protestierte: Er wohne an der Neuen Weinsteige, und die Fahrer hielten sich sehr wohl an die Geschwindigkeitsvorgaben – auch dort, wo keine Blitzer stehen. „Mein Eindruck ist eher, die Zahl derer, die sich an Verkehrsregeln halten, hat in den vergangenen Jahren zugenommen.“ Und trotzdem: Einen tempotechnischen „Flickenteppich“ wünsche auch er nicht.

Der Grünen-Bezirksbeirat Philipp Buchholz glaubt selbst auch nicht unbedingt, dass die Fahrer sich neuen Schildern sklavisch verpflichtet sehen. Aber: „Wenn man Tempo 30 ausweist, dann fahren die Leute zumindest nicht mehr mit 70 oder 80 Stundenkilometern wie bislang. Dann ist es schon viel leiser für die Anwohner.“ Immerhin konnte er acht Bezirksbeiräte für seine Argumente gewinnen, sieben nicht.